Die Sorgen bezüglich einer möglichen Ausweitung des Konflikts zwischen Israel und der Hamas Richtung Libanon haben am Wochenanfang den deutschen Aktienmarkt durchgeschüttelt. Der DAX hat zwischenzeitlich ein weiteres Prozent verloren. Doch am Nachmittag holte der Leitindex sämtliche Verluste wieder auf. Ein gutes Zeichen...
Gut zwei Wochen nach Beginn des Kriegs zwischen Israel und der Hamas wachsen die Sorgen vor einer Ausweitung des Konflikts. Die USA wollen zusätzlich zu den beiden Flugzeugträger-Verbänden das Raketen-Abwehrsystem THAAD und zusätzliche Patriot-Luftabwehrraketen-Systeme in die Region schicken. Auch China hat mittlerweile Kriegsschiffe im östlichen Mittelmeer postiert. "Die Eskalationsspirale im Nahost-Konflikt könnte sich weiter und vor allem schneller drehen", sagte Christian Henke, Analyst vom Broker IG. "Sowohl die Weltwirtschaft als auch die Finanzmärkte könnten dann in Mitleidenschaft gezogen werden. Und solche Aussichten mögen die Anleger gar nicht."
Der DAX ist am Montag-Vormittag vor diesem Hintergrund bis auf 14.630 Punkte abgerutscht und markierte damit den tiefsten Stand seit März. Mit etwas Entspannung am US-Anleihemarkt holte der deutsche Leitindex seinen Verlust dann aber auf. Er schloss zwei Pünktchen über Freitag auf 14.800,72 Punkten. Auch der MDAX der mittelgroßen Unternehmen fand im späten Handel zurück in die Spur und gewann letztlich 0,06 Prozent auf 24.079 Punkte.
Vor allem die Rendite für richtungweisende zehnjährige US-Staatspapiere beeinflusst die Bewertungen am Aktienmarkt spürbar, wie Stephen Innes vom Vermögensverwalter SPI Asset Management sagte. Am Montag hatte sie erstmals seit 2007 die Fünf-Prozent-Marke überwunden, zuletzt sank sie aber wieder auf unter 4,9 Prozent.
Unter den besten DAX-Werten profitierten die Aktien des Medizintechnik-Herstellers Siemens Healthineers mit plus 2,1 Prozent von einer optimistischeren Prognose von Philips. Die schwierige Lage für die Niederländer in den Lieferketten entspannt sich weiter. Die Nase vorn hatten im Leitindex mit plus 2,5 Prozent die Papiere des Kunststoff-Konzerns Covestro, angetrieben von weiteren Spekulationen über eine baldige Übernahme-Offerte.
Pharma- und Medizin-Werte präsentierten sich einmal mehr auffallend schwach. Sartorius kamen mit einem Abschlag von 2,4 Prozent erneut nicht auf die Beine. Merck KGaA rutschten als DAX-Schlusslicht um 2,7 Prozent ab. Hier verwies Analyst Richard Vosser von JPMorgan auf detaillierte Studiendaten zu den Konkurrenzprodukten Padcev und Keytruda zur Behandlung von Blasenkrebs. Diese hätten die Risiken mit Blick auf den Umsatz mit dem entsprechenden Medikament Bavencio von Merck bestätigt.
Bayer-Papiere verloren 1,2 Prozent. Der Konzern ist in den USA wegen Glyphosat verurteilt worden, 1,25 Millionen Dollar an einen Kläger zu zahlen. Dieser warf dem Agrar- und Pharmakonzern vor, durch den Kontakt mit dem Unkraut-Vernichter Roundup an Krebs erkrankt zu sein. Das Urteil fällte am Freitag ein Geschworenen-Gericht in St. Louis im US-Staat Missouri.
Auch Immobilien-Aktien mussten Einbußen verkraften. Ihnen machen die weiter hohen Zinsen zu schaffen. Im DAX büßten Vonovia zuletzt noch 1,4 Prozent ein. Im SDAX sackten Aroundtown als schwächster Wert um knapp sechs Prozent ab.
Die Aktien von Dürr litten im MDAX unter Analysten-Abstufungen und setzten ihre steile Talfahrt vom Freitag nun mit minus 3,5 Prozent fort. Analyst Nicolai Kempf von Deutsche Bank Research etwa strich für die Papiere des Anlagenbauers sein Kaufvotum.
Im Rampenlicht bei den Einzelwerten standen Atoss Software mit einem Plus von sieben Prozent. Der Personalplanungs-Software-Spezialist will seine erst im Juli angehobenen Prognosen für das laufende Jahr noch übertreffen. Aus den Depots flogen dagegen die Aktien von Volkswagen, die zwischenzeitlich rund drei Prozent im Minus lagen, aber zuletzt den Verlust auf unter ein Prozent reduzieren konnten. Der Autobauer hatte die Erwartungen an den Jahresgewinn heruntergeschraubt.
Die Titel von Varta gewannen dank erneuter Spekulationen über einen Großauftrag des iPhone-Konzerns Apple als Spitzenreiter im Kleinwerteindex SDAX 6,3 Prozent. (Mit Material von dpa-AFX)
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