Am deutschen Aktienmarkt dürfte es zunächst eher ruhig weitergehen. DAX und MDAX halten sich auf Rekordniveau. Im Wochenverlauf könnte die US-Notenbank Fed für Bewegung sorgen. Und am Freitag steht der große Verfallstag an den Terminbörsen bevor. Sorgt der Hexensabbat für eine Kehrtwende am Aktienmarkt? Der Wochenausblick.
Die Anleger sind weiterhin "vorsichtig optimistisch". So, wie der DAX am vergangenen Montag mit kleinen Schritten auf ein neues Verlaufs-Rekordhoch von 15.732 Punkten kletterte, könnte es zunächst weitergehen. Am Freitag war der Leitindex bei 15.693 Punkten ins Wochenende gegangen - auf Wochensicht ohne Veränderung.
Der MDAX jedoch verbesserte sich in den vergangenen fünf Börsentagen um knapp ein Prozent und übersprang zudem erstmals in seiner Geschichte die Marke von 34.000 Punkten.
Großer Verfallstag am Freitag
Auch wenn der Weekend-DAX vom Broker IG am Sonntag-Morgen auf neuem Rekordhoch taxiert wird - das eher ruhige Handelsgeschehen der vergangenen Tage könnte sich zunächst fortsetzen. Erst am Freitag könnten die Aktienkurse womöglich etwas kräftiger aufgemischt werden. Am so genannten Hexensabbat, dem großen Verfallstag an den Terminbörsen, laufen Optionen und Futures auf Aktienindizes und einzelne Aktien aus, was zu zeitweise deutlicheren Schwankungen führen kann.
Zuvor könnten noch ein paar Stimmungs- und Konjunkturdaten zum Monat Mai Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Sie kommen vor allem aus den USA, aber auch aus China.
"Die Liquiditätsschwemmen der Notenbanken sind nach wie vor Wasser auf die Mühlen der Anleger", konstatiert Marktexperte Timo Emden von Emden Research. Daher rücke die nächste psychologisch wichtige Marke von 16.000 Punkten im DAX zunehmend in den Blick, auch wenn "angesichts der fulminanten DAX-Rallye die Anleger zwischendurch auch mal Kasse machen könnten". Von einer drohenden Kehrtwende abwärts ist indes nichts zu sehen.
Keine Überraschungen?
Wenn die Fed am Mittwoch über die Leitzinsen entscheidet und sich auch zur Inflation, dem Arbeitsmarkt und ihrer Geldpolitik äußert, sollten Überraschungen ausbleiben, erwarten die Marktteilnehmer mehrheitlich. Schließlich sehen die obersten Währungshüter der USA die aktuelle Inflationsentwicklung nicht als bedrohlich an, sondern als vorübergehende Preiserhöhungen nach dem Wiederöffnen der coronabedingt lahmgelegten Wirtschaft.
Ihr Fokus bleibt daher vor allem auf dem Arbeitsmarkt, zumal im Mai immer noch 7,6 Millionen Menschen weniger in Beschäftigungsverhältnissen waren als vor der Pandemie, wie Volkswirt Edgar Walk von Metzler Asset Management betont.
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Was sagt die Fed zur Inflation?
Dass die Finanzmarktakteure den Einschätzungen der Fed bislang folgten und die aktuell hohe Inflation ebenfalls nur als vorübergehend einstuften, zeigt sich Walk zufolge am US-Anleihemarkt, wo die Renditen von Staatsanleihen trotz steigender Inflation zuletzt fielen. Ein böses Erwachen könnte ihm zufolge jedoch drohen, wenn die Inflation über einen längeren Zeitraum entgegen den Erwartungen hoch bleibt.
Analyst Jonathan Jayarajan von der Deutschen Bank verweist darauf, dass es am Mittwoch außerdem spannend sein dürfte, ob Fed-Präsident Jerome Powell seine Wortwahl zum Thema Inflation ändern werde.
Und Analyst Bernd Weidensteiner von der Commerzbank wartet darauf, ob womöglich weitere Sitzungsteilnehmer ihre Erwartungen für den optimalen Leitzinspfad anheben werden. "Im März erwarteten bis Ende 2022 lediglich vier der 18 Gouverneure und Fed-Präsidenten höhere Leitzinsen. Bis Ende 2023 gingen sieben Sitzungsteilnehmer von höheren Zinsen aus", erinnert er.
Interessante Konjunkturdaten
Unter den Konjunkturdaten dürften vor allem die Einzelhandelsumsätze und Industrieproduktion im Mai von Interesse sein, die für die USA am Dienstag und für China am Mittwoch veröffentlicht werden. In den USA sprechen laut Metzler-Volkswirt Walk alle Frühindikatoren für eine hohe Investitionsneigung der Unternehmen und damit für einen tragfähigen Aufschwung in den USA. Da die Konjunkturdaten dennoch von Monat zu Monat schwankten, "darf man umso gespannter sein auf die neuesten Zahlen zu den Einzelhandelsumsätzen und zur Industrieproduktion am Dienstag sowie auf den Philadelphia-Fed-Index am Donnerstag", schrieb er.
Der so genannte Philly-Fed-Index misst das Geschäftsklima in der Region Philadelphia und gehört zu den wichtigen wirtschaftlichen Frühindikatoren der USA.
In China, so Walk, ziele die Regierung indes aktuell darauf ab, die Schulden abzubauen, was in der Regel auf Kosten des Wachstums gehe. Daher seien auch dort die Einzelhandels- und Industriedaten von großem Interesse, da sie erste Hinweise geben dürften, wie stark Chinas Wirtschaft durch den Schuldenabbau belastet werde.
Letzte Tage vor Index-Stühlerücken
Unternehmensseitig könnten die Zahlen des Autoherstellerverbandes Acea zu den Pkw-Neuzulassungen im Mai am Donnerstag in den Blick rücken. Am Freitag werden nach dem Auslaufen der Futures und Optionen außerdem die Indizes neu zusammengesetzt. Im DAX wird alles beim Alten bleiben, bevor er im September dann von 30 auf 40 Mitglieder aufgestockt wird.
In den MDAX der mittelgroßen Werte wird nach Börsenschluss die Online-Autoplattform Auto1 aufgenommen. Sie ersetzt dort den Wafer-Hersteller Siltronic, der in den SDAX wandert, wo es zudem weitere Änderungen geben wird. (Mit Material von dpa-AFX)
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