Die Einflussfaktoren auf DAX und Co sprechen für weiterhin labile Kurstendenzen. Ukraine-Krieg, Inflations- und Rezessionssorgen sowie steigende Zinsen drücken die Kauflaune. Immerhin haben die zuletzt gefallenen Rohölpreise die Inflationssorgen etwas gedämpft. Was in der neuen Börsenwoche die Kurse bewegen dürfte – der Wochenausblick.
Die Verunsicherung bleibt vorerst groß. Schließlich ist ein Ende des Krieges in der Ukraine nicht in Sicht und weitere Sanktionen sind möglich. Vor allem Maßnahmen gegen den russischen Erdgas-Sektor würden die deutsche Wirtschaft hart treffen.
Neben dem Ukraine-Krieg sorgt die Präsidentschaftswahl in Frankreich für Verunsicherung. Eine Wiederwahl des pro-europäischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron gilt nicht mehr als sicher.
Der DAX stand zum Xetra-Handelsschluss am Freitag bei 14.283 Punkten, was auf Wochensicht ein Minus von 1,1 Prozent bedeutet. Der MDAX rutschte im Wochenverlauf genauso stark auf nun 30.830 Zähler.
In der verkürzten Handelswoche vor dem Osterfest könnte es am Aktienmarkt ungemütlich bleiben. Knapp über der psychologisch wichtigen Marke von 14.000 Punkten fand der DAX zuletzt zwar Halt, das Risiko weiterer Verluste ist aber hoch. Gleichzeitig bleibe das Potenzial nach oben beschränkt, erläuterten die Charttechnik-Experten von Index Radar. Über die Marke von 14.600 Punkten dürfte der deutsche Leitindex in den nächsten Tagen schwer hinauskommen, so ihre Prognose.
Die Gemengelage bleibt kompliziert. Der Krieg in der Ukraine schürt die Rezessionsangst. Zugleich ist die Inflation hoch, weshalb die Europäische Zentralbank (EZB) auf ihrer Zinssitzung am Donnerstag unter Druck stehen dürfte. "Im zweiten Quartal werden die realwirtschaftlichen Kriegsfolgen an der Börse ankommen", heißt es in der aktuellen Ausgabe der Fuchs-Börsenbriefe. Parallel dazu beschleunige sich das Gegensteuern der Notenbanken gegen die galoppierende Inflation.
Liquiditätsentzug droht
Das Umfeld für Aktien werde darum zunehmend unbequem. Aufgrund des Krieges und wegen der scharfen Corona-Politik Chinas werde sich das konjunkturelle Umfeld abkühlen. Die Preissteigerungen nähmen hingegen zu und trieben die Notenbanken vor sich her, schreiben die Fuchs-Autoren weiter.
Angesichts einer künftig wohl härteren Geldpolitik nicht nur in den USA, sondern auch in der Eurozone werden die Zeiten für Aktien-Investments schwieriger. Weil andere Anlageklassen bei Aussicht auf steigende Kapitalmarktzinsen attraktiver werden, droht dem Aktienmarkt Liquiditätsentzug. Laut Kapitalmarkt-Stratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets dürfte dieser schneller und stärker vonstatten gehen als bislang erwartet.
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Auf der anderen Seite bestehe die Hoffnung, dass die in der neuen Woche mit den Banken startende Berichtssaison in den USA dem Markt die notwendigen positiven Impulse und damit einen Gegenpol zur Zinsangst liefern könne.
US-Berichtssaison startet
Unter den US-Großbanken gewährt wie üblich JPMorgan am Mittwoch als erste Einblick in die Bücher, gefolgt von Wells Fargo, Goldman Sachs, Morgan Stanley und Citigroup am Donnerstag.
Am Karfreitag wird am europäischen und US-amerikanischen Aktienmarkt nicht gehandelt. Lediglich einige US-Konjunkturdaten stehen dann auf der Tagesordnung.
Zuvor gibt es am Dienstag neue Daten zur Inflation, zunächst aus den Vereinigten Staaten. Sie dürften für die Aktienmärkte zu einer weiteren Herausforderung werden, schreibt die Landesbank Helaba in ihrem Ausblick auf die Woche. "Nach den einschlägigen Horror-Zahlen aus Europa wird es niemanden überraschen, wenn auch in den USA der März-Wert des Verbraucherpreisindex einen starken Anstieg aufweist."
In Deutschland blickt man am Dienstag-Vormittag auf die Konjunkturerwartungen des ZEW für April.
Frankreich-Wahlergebnis könnte Euroland-Börsen bewegen
Doch bevor die neue Woche so richtig losgeht, steht am heutigen Sonntag in Frankreich die erste Runde der Präsidentschaftswahl an. Der Termin für die Stichwahl, für die sich die zwei Kandidaten mit den meisten Stimmen qualifizieren, ist zwei Wochen später. Jüngsten Umfragen zufolge wurde der Abstand zwischen Staatschef Emmanuel Macron und der rechtsgerichteten Herausforderin Marine Le Pen kleiner.
Ein Wechsel der französischen Präsidentschaft oder steigende Chancen auf einen Wahlsieg Le Pens dürfte die Märkte unter Stress setzen, schrieben die Experten von Goldman Sachs in einer aktuellen Studie. In extrem kritischer Phase würde dies Europa spalten, hieß es dazu von der Landesbank Württemberg (LBBW).
Der frühere Chef der Wirtschaftsweisen, Lars Feld, rechnet bei einem Erfolg der rechten Kandidatin gar mit einem Börsenbeben. "Würde Le Pen gewinnen, hätte dies Turbulenzen auf den Finanzmärkten zur Folge." Auch dem Euro würde das wohl nicht gut tun, befürchten Experten. Ein großes Gründungsland könnte mit der Europa-kritischen Le Pen die EU vor eine Zerreißprobe stellen. (Mit Material von dpa-AFX)
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