Die spektakuläre Pleite der Kryptobörse FTX liegt rund einen Monat zurück, seither sind viele pikante Details zu den Vorgängen innerhalb des Unternehmens bekannt geworden. Das hat nun auch die New Yorker Staatsanwaltschaft auf den Plan gerufen, die Gründer und Ex-CEO Sam Bankman-Fried in der Nacht auf den Bahamas festnehmen ließ.
Die Polizei des Karibikstaats teilte mit, der 30-jährige Amerikaner sei am Montagabend (Ortszeit) in seiner Wohnanlage außerhalb der Hauptstadt Nassau festgenommen worden. Grund seien Verstöße finanzieller Art gegen Gesetze der USA wie auch der Bahamas. Bankman-Fried solle am Dienstag in Nassau vor einem Gericht erscheinen.
Die US-Behörden bestätigten die Festnahme: „Heute Abend haben die bahamaischen Behörden Samuel Bankman-Fried auf Antrag der US-Regierung festgenommen, basierend auf einer versiegelten Anklageschrift, die von der US-Staatsanwaltschaft für den südlichen Bezirk von New York eingereicht wurde“, teilte Staatsanwalt Damian Williams am Montagabend mit.
Die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft steht derzeit noch unter Verschluss und soll im Laufe des heutigen Dienstags offengelegt werden. Laut einem Bericht der New York Times stehen allerdings schwere Vorwürfe wie Betrug, Wertpapierbetrug und Geldwäsche im Raum. Auch die US-Börsenaufsicht SEC bereite eine Strafanzeige gegen Bankman-Fried vor und werde diese am Dienstag einreichen.
Nächster Schritt: Auslieferung in die USA
Bahamaische Medien zitierten aus einer Mitteilung des Generalstaatsanwalts des Karibikstaats, Ryan Pinder. Demnach sei Bankman-Frieds Festnahme eine Benachrichtigung der USA vorausgegangen: Die Vereinigten Staaten hätten Strafanzeige gegen ihn erstattet. Die Bahamas würden Pinder zufolge einem wahrscheinlichen Auslieferungsgesuch der USA „unverzüglich“" nachkommen, sobald die Anklage veröffentlicht und ein formeller Antrag gestellt worden sei.
Rechtsexperten in den USA äußerten sich zuversichtlich, dass die US-Behörden inzwischen genügend Beweise gesammelt haben, um die Auslieferung Bankman-Frieds erwirken zu können. Dennoch werde es wohl Wochen dauern, bis der Ex-CEO in die USA überstellt wird, so der auf Wirtschaftskriminalität spezialisierte Anwalt Renato Mariotti gegenüber CNBC.
Bei Verurteilung drohen lange Haftstrafen
Bankman-Fried hatte sich zuletzt gegen Täuschungsvorwürfe verteidigt. „Ich habe nie versucht, Betrug an jemandem zu begehen“, sagte er Anfang des Monats bei einer Konferenz in New York. Zugeschaltet aus den Bahamas erklärte Bankman-Fried: „Ich sah es als florierendes Geschäft und war schockiert davon, was diesen Monat passiert ist.“ Im Nachhinein schäme er sich. „Wir haben komplett versagt“, sagte Bankman-Fried mit Blick auf die milliardenschweren Risiken seines Krypto-Konzerns.
Kunden, die nun um ihre Einlagen auf FTX-Konten in Milliardenhöhe fürchten müssen, dürfte das nicht zufriedenstellen. Auf Unternehmen und Management rollt eine Welle von Schadenersatzforderungen und Sammelklagen zu. Doch alleine die mutmaßlichen Vorwürfe der New Yorker Staatsanwaltschaft würden im Falle einer Verurteilung jahrzehntelange oder gar lebenslange Freiheitsstrafen nach sich ziehen.
Die Kurse am Kryptomarkt reagieren am Dienstagmorgen kaum auf die neuste Wendung im FTX-Skandal. Dort dominieren vor den mit Hochspannung erwarteten US-Inflationsdaten im weiteren Tagesverlauf zwar die grünen Vorzeichen, die Lage bleibt jedoch angespannt und hochvolatil.
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Mit Material von dpa-AFX.