Die spektakuläre Pleite der Kryptobörse FTX hat den gesamten Markt in Aufruhr versetzt. Die langfristigen Folgen sind noch nicht abzusehen, die Sorgen vor einer Kettenreaktion in der Branche allgegenwärtig. Viele große und kleine Marktteilnehmer ziehen sich daher aktuell zurück oder warten ab – aber nicht Goldman Sachs.
Die US-Investmentbank will die gedrückten Bewertungen und das gedämpfte Interesse vieler Investoren nutzen, um selbst im Kryptosektor zu investieren. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag und beruft sich dabei auf Mathew McDermott, Head of Digital Assets bei Goldman Sachs.
„Wir sehen einige wirklich interessante Möglichkeiten, die preislich attraktiv sind“, sagte dieser in einem Interview. Goldman führe auch bereits Due-Diligence-Prüfungen bei mehreren unterschiedlichen Kryptofirmen durch, verriet McDermott, ohne dabei jedoch weiter ins Detail zu gehen. Laut dem Reuters-Bericht wolle die Großbank aber einen zweistelligen Millionen-Dollar-Betrag in die Hand nehmen, um in Kryptofirmen zu investieren oder diese komplett zu übernehmen.
Das FTX-Fiasko, das viele Marktteilnehmer in die Flucht geschlagen hat und immer noch umtreibt, ist dabei kein Hindernis für Goldman Sachs, im Gegenteil. Die Geschehnisse hätten gezeigt, wie dringend vertrauenswürdige und regulierte Akteure im Kryptomarkt benötigt werden – und große Banken wittern nun ihre Chance, dort Fuß zu fassen, so McDermott.
Kunden suchen verlässliche Handelsplätze
Goldman Sachs ist in Bereich digitaler Assets schon länger aktiv und hat bereits in elf Unternehmen investiert, die beispielsweise Blockchain-Management, Compliance-Dienste oder Datenanalysen zu Kryptowährungen anbieten. Bei der Bank selbst arbeiten mehr als 70 Beschäftigte in McDermotts Abteilung, darunter ein siebenköpfiger Trading-Desk für Krypto-Optionen und -Derivate.
Dort habe die FTX-Pleite sogar das Geschäft belebt, so der Digital-Assets-Chef. Denn die Zahl der Finanzinstitutionen, die bei Goldman handeln wollen, sei seither sogar gestiegen. McDermott vermutet, dass viele davon vorher bei FTX gewesen sind – könne das aber nicht mit letzter Sicherheit sagen.
Überschaubarer Einsatz für ein Wall-Street-Schwergewicht
Bei Goldman wittert man im aktuellen Crash die Chance, das Engagement in einem potenziellen Zukunftsmarkt günstig auszubauen. Dabei ist ein zweistelliger Millionenbetrag natürlich viel Geld. Für die Großbank, die im Vorjahr rund 21 Milliarden Dollar Gewinn gemacht hat, ist es aber dennoch ein überschaubarer Einsatz für eine heiße Wette auf das langfristige Potenzial der Technologie.
Sehr risikobereite Privatanleger, die es Goldman gleichtun wollen und in Erwartung einer langfristigen Erholung in den Kryptowährungen oder Unternehmen mit Bezug zur zugrundeliegenden Technologie investieren wollen, müssen sich kurz- und mittelfristig auf weiteren Gegenwind einstellen – und sollten daher entsprechend langfristig und mit geringem Kapitaleinsatz agieren. Alle anderen bleiben warten an der Seitenlinie eine Trendwende ab.
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