Fed-Chef Jerome Powell ließ die Anleger für den weiteren Zinskurs im Unklaren. In der neuen Woche stehen vor allem die vorläufigen Verbraucherpreis-Daten für Deutschland und die Euro-Zone im Rampenlicht. Aktionäre erhoffen sich Hinweise auf den weiteren geldpolitischen Kurs der EZB. Optimisten träumen bereits von einer Jahresendrally. Der Wochenausblick.
Das Interesse richtete sich am Freitag vor allem auf eine Rede von US-Notenbank-Chef Jerome Powell zur US-Geldpolitik. Diese sorgte am Nachmittag dafür, dass der Leitindex zwischenzeitliche Gewinne wieder abgab.
Zu Handelsschluss stand der DAX bei 15.631 Punkten. Auf Wochensicht verbuchte der Leitindex damit ein Plus von 0,4 Prozent. Zuvor hatte der Index dreimal in Folge ein Minus verzeichnet. Der MDAX mit den mittelgroßen deutschen Aktien ging bei 26.999 Zählern mit einem Wochenminus von 0,6 Prozent ins Wochenende.
In der neuen Woche wird es beim DAX charttechnisch wichtig, die Zone zwischen 15.500 und 15.400 Punkten zu verteidigen (siehe Chart).
Aussagen auf dem Notenbank-Symposium in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming ließen die Anleger am Freitag mit ihrer Interpretation im Unklaren. Powell hatte die Tür für weitere Leitzinserhöhungen offen gelassen, wurde aber nicht konkreter. "Die US-Notenbank ist bereit, die Zinssätze bei Bedarf weiter anzuheben", sagte er.
Laut ING Bank signalisierte Powell nicht nur, dass die Zinsen hoch bleiben, sondern auch, dass die Fed bei weiteren Zinserhöhungen vorsichtig vorgehen sollte. Ökonom James Knightley geht davon aus, dass im September eine Pause eingelegt wird, danach aber Unsicherheit herrscht. "Die Märkte sehen eine 50:50-Chance für eine letzte Zinserhöhung. Wir selbst gehen aber davon aus, dass die Zinsen höchstwahrscheinlich ihren Höhepunkt erreicht haben", so der Experte.
Zinspause voraus?
Der deutsche Ifo-Index signalisierte am Freitag mit dem vierten Rückgang in Folge, dass die Stimmung in der deutschen Wirtschaft gedämpft bleibt. Wie der Ökonom Ralf Umlauf von der Landesbank Helaba daraufhin konstatierte, wäre es "sehr wohl an der Zeit, darüber nachzudenken, ob zumindest eine Zinspause der EZB angemessen ist". Die Zeichen stünden auf konjunkturelle Flaute, was sich zuvor bereits in den deutschen Einkaufsmanager-Indizes gezeigt habe.
Die sich fortsetzende Schwäche der chinesischen Wirtschaft, die anhaltende Straffung der Geldpolitik in Europa und den USA sowie die politische Unsicherheit hinsichtlich der Energiewende und der Energiepreise belasteten derzeit in den Unternehmen die Stimmung, folgerte am Freitag der ING-Bank-Experte Carsten Brzeski. Es scheine, als ob der Optimismus vom Beginn des Jahres dem Realitätssinn gewichen sei.
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Wichtige Wirtschaftsdaten
Für die Europäische Zentralbank (EZB) wird die Gratwanderung damit nicht einfacher, darf sie doch bei ihrem Kampf gegen die Inflation die wirtschaftlichen Gefahren nicht unterschätzen. Kritisch hinterfragt werden dürften daher in den kommenden Tagen einige Wirtschaftsdaten. Die EZB gibt gleich am Montag die Daten zum Kreditfluss im Euro-Raum bekannt. Im Zuge der Zinserhöhungsserie der EZB hatte die Kreditvergabe der Banken an Unternehmen zuletzt immer mehr an Schwung verloren. Die EZB möchte mit dem straffen Zinskurs den Kreditfluss und damit auch die Wirtschaft dämpfen, ohne sie jedoch abzuwürgen.
Am Mittwoch folgen aktuelle Zahlen zu den deutschen Verbraucherpreisen, am Freitag dann Zahlen vom US-Arbeitsmarkt mit dem offiziellen Beschäftigungsbericht für August. Dann wird das Programm abgerundet vom Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie, der vom Institut ISM vorgelegt wird.
Hoffnung auf Jahresendrally
Mit dem am Donnerstag endenden August könnte dann nach der bekannten Börsenweisheit "Sell in May and go away, but remember to come back in September" eine Zeit beginnen, in der Anleger langsam aus dem Sommerloch zurückkommen und auf eine Jahresendrally hoffen. Vor den nächsten Zinsentscheidungen, die in der Eurozone und den USA am 14. beziehungsweise 20. September erwartet werden, droht die Unsicherheit aber anzuhalten.
"Die Notenbanken dürften untermauern, dass der Kampf gegen die Inflation noch nicht beendet ist, die Zinsen noch länger auf erhöhtem Niveau gehalten werden müssen und die weitere geldpolitische Strategie abhängig von jeweils aktuellen Inflations- und Wachstumsdaten bleibt", dämpfte Carsten Mumm, Chefvolkswirt der Privatbank Donner & Reuschel, die Erwartungen.
In paar Unternehmen legen auch noch (detaillierte) Quartalszahlen vor. So etwa Adler Group, Aroundtown, Delivery Hero, Dermapharm, Evotec und Thyssenkrupp Nucera. (Mit Material von dpa-AFX)
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