ETF-Anleger haben in den letzten Wochen massiv Kapital aus den Märkten abgezogen. Allein der SPDR S&P 500 ETF (SPY), größter ETF weltweit, hat seit Anfang April einen Nettoabgang von über 40 Millionen Shares zu verzeichnen – das entspricht rund elf Milliarden Euro. Das Misstrauen der Anleger in den jüngsten Aufschwung ist also offenbar enorm. Ob die Strategie, jetzt Aktienbestände abzugeben, sinnvoll ist, steht allerdings auf einem anderen Blatt.
Einordnung der Verkaufswelle
In der Spitze wurden damit etwa acht Prozent des ETF-Gesamtbestands seit Jahresbeginn veräußert (netto). Einen ähnlich starken Abfluss hat es zuletzt im Juni 2018 gegeben. Damals war die Konstellation ähnlich: Ein gewaltiger Abschwung zu Jahresbeginn, gefolgt von einer Erholungsrallye. Damals war das Timing der Verkäufer verfrüht: Die Märkte liefen noch bis Ende September weiter nach oben, ehe sich eine erneute Abwärtswelle anschloss.
Allgemeines Phänomen: Anleger verkaufen die Erholung
Der Mittelabfluss ist in dem Ausmaß zwar selten, aber nicht ungewöhnlich. Bereits nach vergangenen, schärferen Korrekturen der Börse haben die Privaten in die anschließende Erholung hinein Bestände abgestoßen. Teilweise lagen sie damit goldrichtig (beispielsweise im April 2008 – letzte gute Ausstiegsgelegenheit vor dem Crash), in anderen Fällen allerdings genau daneben (etwa im August 2003 beim Beginn der langfristigen Markterholung).
Die Bewegungen am ETF-Markt sind makroökonomisch also bemerkenswert. Besondere Bedeutung für die eigene Geldanlage sollte ihnen allerdings nicht zugemessen werden.