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01.07.2021 Thomas Gebert

Kolumne: Die US-Anleiherendite wird auf null Prozent fallen

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Eine gewagte These, zweifelsohne. Wenn Sie nun denken, jetzt spinnt er aber der Gebert, lesen Sie meine Argumente.


Viele Anleger stellen sich die Frage, warum der Zins für zehnjährige Staatsanleihen unter der Inflationsrate liegt. In den USA ist die Lage besonders krass. Einem Zins von 1,5 Prozent steht eine jährliche Geldentwertung von fünf Prozent entgegen. Doch ich stell einfach einmal die Gegenfrage: Warum sollte der langfristige Zins denn überhaupt höher als die Inflationsrate sein? Weil es früher immer so war? Vielleicht war es früher nur zufälligerweise so.


Die Rendite einer zehnjährigen Staatsanleihe bildet sich am Markt durch Angebot und Nachfrage, wie jeder andere Preis an den Finanzmärkten auch. Die Inflationsrate geht in diesen Preisfindungsmechanismus überhaupt nicht ein. Ich kann zehnmal zur Bank rennen und sagen, dass die Inflationsrate in Deutschland zwei Prozent beträgt und ich gefälligst zwei Prozent Zinsen haben will, nur ändert das überhaupt nichts.


Im gleichen Takt

Es steht einfach mehr Kapital zur Anlage bereit, als Kredite aufgenommen werden wollen. Die Rendite einer zehnjährigen US-Staatsanleihe, also der Zins für langfristige Ausleihungen, schwingt im gleichen Takt wie der Einkaufsmanagerindex ISM Manufacturing, der eine Maßzahl für die US-Wirtschaftstätigkeit darstellt. Der Zusammenhang leuchtet ein, je besser die Wirtschaft läuft, desto mehr Kredite werden nachgefragt und der Zins steigt, in der Flaute geschieht das Gegenteil.

Gebert-Börsenindikator Index (WKN: SLA2UB)

Das Paradoxon der Staatsverschuldung und der Anleiherenditen

Ein ähnlicher Gleichklang lässt sich zwischen der Anleiherendite und der Kerninflationsrate nicht beobachten. Wenn man sich einmal von dem Gedanken verabschiedet, dass der Zins irgendetwas mit der Inflationsrate zu tun hat, wird vieles klarer. Zum Beispiel löst sich so das Paradoxon, dass in den letzten Jahrzehnten, in denen die Staatsverschuldungen weltweit explosiv angestiegen sind, die Anleiherenditen dramatisch gesunken sind. Je höher die Verschuldung in der eigenen Währung desto mehr Geld steht zur Anlage - unter anderem in langlaufende Staatsanleihen - bereit, denn nur ein Bruchteil der aufgenommenen Schulden wird investiert.


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Im letzten Jahr der Bush-Regierung und den acht Jahren der Obama-Administration haben die USA ihren Schuldenstand verdoppelt, also mehr Schulden aufgenommen als in der gesamten amerikanischen Geschichte zusammengenommen. Diese größte Schuldenorgie in Friedenszeiten führte nicht etwa zu einem Anstieg der Verzinsung von zehnjährigen US-Staatsanleihen, sondern zu einem Rückgang von fast 4,5 Prozent auf 1,5 Prozent.


Japan hatte eher mit dem ausufernden Schuldenmachen begonnen und landete entsprechend früher bei den null Prozent Zinsen. Mit dieser Deutung ist die Zukunftsprognose einfach. Die erneute Schuldenlawine, die Präsident Biden losgetreten hat, wird – nicht sofort, aber in den nächsten zwei bis drei Jahren – zu einem dramatischen Rückgang der US Anleiherendite führen.


Was bedeutet das für die Anlagestrategie?

Wenn in keinem großen Industrieland irgendeine Art von Zinsen mehr zu erzielen sind, werden Aktien natürlich im Prinzip attraktiver. Selbst eine Dividendenrendite von ein oder zwei Prozent ist dann besser als gar nichts. Hauptprofiteur sollte jedoch das Gold werden, da der Goldpreis in der Regel bei einer sinkenden US Anleiherendite steigt und umgekehrt. Ferner sind die konjunkturunsensiblen Werte aus den Bereichen der Konsumgüter-, Pharma- und Versorgungsbranche, die oft als Anleiheersatz gekauft werden, den Industriewerten vorzuziehen. In Phasen sinkender US-Langfristzinsen konnten die sich in der Vergangenheit erheblich besser als der Index entwickeln. Aktien aus der Automobil-, Chemie- und Elektroindustrie konnten dagegen bevorzugt bei einer klettern US-Anleiherendite glänzen.


Gold (WKN: CG3AB0)

Ich weiß, meine These klingt ungewöhnlich. Alle Experten von großen US-Banken und US-Brokerhäuser gehen von Anleiherenditen von 2,5 bis drei Prozent im nächsten Jahr aus, aber ich bin von einem Rückgang der Anleiherendite auf null Prozent in den nächsten Jahren felsenfest überzeugt.


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