Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia hat im vergangenen Jahr von der Übernahme der Deutsche Wohnen und höheren Mieteinnahmen profitiert. Umsatz und operatives Ergebnis legten kräftig zu. Unter dem Strich stand aber ein dickes Minus. Die Dividende will das Unternehmen nun deutlich kürzen.
Das Management werde der Hauptversammlung eine Dividende von 85 Cent je Aktie vorschlagen, teilte das Unternehmen am Donnerstag nach Börsenschluss mit. Ein Jahr zuvor hatte der Konzern noch 1,66 Euro ausgeschüttet. Analysten hatten mit einer Senkung gerechnet, aber mit einer weniger deutlichen.
Die Aktie fiel am Freitag auf ein weiteres Tief seit Oktober. Seit Anfang Februar hat sie nun rund ein Drittel verloren.
"Wir erwarten auf der Ertragsseite weiterhin eine stabile Entwicklung", sagte Unternehmenschef Rolf Buch. Allerdings müsse das Unternehmen die Balance finden zwischen zwei unterschiedlichen Erwartungshaltungen seiner Eigentümer. Eine Gruppe von Aktionären wünsche sich Dividendenkontinuität, eine andere fordere besondere Kapitaldisziplin. Beides sei gleichermaßen wichtig. "Wir sind überzeugt, dass unser Vorschlag angemessen ist", fügte er hinzu. Grundsätzlich werde aber an der Dividendenpolitik mit einer Ausschüttungsquote von circa 70 Prozent des operativen Ergebnisses (FFO) nach Minderheiten festhalten.
Derzeit erschweren steigende Zinsen und die Inflation massiv das Umfeld für die stark kreditfinanzierte Immobilienbranche. Hinzu kommt, dass viele Unternehmen in der Branche die Buchwerte ihrer Immobilienbestände wegen der höheren Zinsen massiv senken müssen. Die Konkurrenten TAG Immobilien, Grand City Properties und LEG Immobilien hatten deshalb die Dividenden komplett gestrichen.
Für das laufende Jahr zeigt sich das Unternehmen weiterhin vorsichtig. Die Nachfrage nach Wohnungen werde auch 2023 steigen, das Marktumfeld bleibe aber herausfordernd, sagte Buch.
Die Aktie von Vonovia ist vor Kurzem unter den Stopp des AKTIONÄR gerutscht und wurde verkauft. Auch wenn eine Gegenbewegung nach den deutlichen Verlusten in den vergangenen Wochen wahrscheinlich ist, drängt sich ein Wiedereinstieg derzeit vorerst weiter nicht auf. Unbedingt verteidigt werden sollte das Jahrestief 2022, das im Oktober bei 18,59 Euro markiert wurde. Ein Rutsch darunter würde neuen Druck für das Papier bedeuten.
(Mit Material von dpa-AFX)