Der Goldpreis steht zur Mittagszeit unter Druck. Das Edelmetall rutscht in den Bereich von 1.650 Dollar. Wenn es nach der Weltbank geht, dann dürfte auch 2023 kein Zuckerschlecken für Goldanleger werden. Die Analysten sehen weiteres Abwärtspotenzial – wenn auch nicht allzu viel.
In ihren am Donnerstag veröffentlichten aktualisierten Prognosen geht die internationale Finanzinstitution davon aus, dass der Goldpreis im nächsten Jahr um weitere vier Prozent fallen wird. „Der Anstieg der Zinssätze und die Aufwertung des US-Dollars überwogen zuletzt die Sorgen über eine steigende Inflation und geopolitische Risiken“, so die Analysten in ihrem Bericht. „Die US-Notenbank hat die Leitzinsen in diesem Jahr fünfmal um insgesamt drei Prozentpunkte angehoben, was dazu geführt hat, dass der US-Dollar-Index um 16 Prozent auf ein 20-Jahres-Hoch gestiegen ist. Gleichzeitig erreichte die Rendite 10-jähriger inflationsgeschützter Staatsanleihen (TIPS) den höchsten Stand seit Februar 2011, was die Opportunitätskosten von Investitionen in Nullzinsanlagen erhöht.
Die Investitionsnachfrage hat nach Ansicht der Weltbank weiterhin den größten Einfluss auf die Marktpreise. In fünf aufeinander folgenden Monaten haben die Anleger ihre Positionen in weltweiten goldgedeckten börsengehandelten Fonds aufgelöst. Die niedrigeren Goldpreise hätten aber zur Unterstützung der physischen Nachfrage beigetragen, was sich jedoch nicht wesentlich auf die Preise auswirken wird. „Es ist unwahrscheinlich, dass die physischen Käufe ausreichen, um den monetären Gegenwind auszugleichen, dem die Investitionsnachfrage ausgesetzt ist. Da die Zinserhöhungen wahrscheinlich bis weit ins nächste Jahr hinein andauern werden, wird der Goldpreis im Jahr 2023 voraussichtlich um 4 Prozent fallen", so der Bericht.
Auch Silber hat die Weltbank ins Visier genommen. „Obwohl die Nachfrage nach Photovoltaik weiterhin steigt, hat sich die Nachfrage nach Unterhaltungselektronik deutlich abgeschwächt, wobei die weltweite Elektronikproduktion im September den fünften Monat in Folge zurückging“, heißt es in dem Bericht. „Es wird erwartet, dass die Silberpreise aufgrund der schwachen physischen Nachfrage und der Investitionsnachfrage weiterhin unter Abwärtsdruck stehen werden. Es wird erwartet, dass die Silberpreise im Jahr 2022 um 16 Prozent sinken und im Jahr 2023 schwach bleiben werden.“ Langfristig bleibt die Bank jedoch optimistisch, dass sich die Silberpreise erholen werden.
Die Frage ist, ob die Zinsanhebungen wirklich – wie die Weltbank unterstellt – bis weit ins Jahr 2023 anhalten werden. Die US-Notenbank hat zuletzt erste Signale gesendet, dass die Geschwindigkeit der Zinsanhebungen gedrosselt werden könnte. Und das wiederum könnte dem Goldpreis unter die Arme greifen.