Am Ölmarkt haben sich die starken deutlichen Preisschwankungen am Donnerstag fortgesetzt. Nach kräftigen Aufschlägen am Vortag gaben die Preise im Mittagshandel wieder spürbar nach, wobei sie die Verluste aus dem frühen Handel weiter ausgeweitet haben. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent wurde zuletzt zu 93,03 US-Dollar gehandelt. Das waren 1,78 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 1,87 Dollar auf 91,79 Dollar.
"Die Ölpreise sind seit Tagen äußerst volatil", kommentierte Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank das Handelsgeschehen. Am Erdölmarkt wirkten zuletzt gegenläufige Kräfte. Preisdruck kam aus dem Iran. Dessen Unterhändler Ali Bagheri Kani hatte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter von Fortschritten in den Verhandlungen über das iranische Atomprogramm gesprochen. Sollte über das von den USA aufgekündigte Abkommen eine Einigung erzielt werden, könnten US-Sanktionen wegfallen, die unter anderem die iranischen Ölexporte betreffen. Die vage Aussicht auf zusätzliches Erdöl belastet die Preise.
Allerdings bleibt auch die Ukraine-Krise ein beherrschendes Thema. Zuletzt gab es widersprüchliche Meldungen zu russischen Truppenbewegungen in der Grenzregion. Nach Einschätzung von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg gibt es bisher keine Anzeichen für einen Rückzug russischer Truppen oder eine Deeskalation der Lage. Ein ranghoher Beamter des Weißen Hauses sagte vielmehr, dass Russland in den "zurückliegenden Tagen" rund 7.000 zusätzliche Soldaten in die Nähe der ukrainischen Grenze gebracht habe. Russland hatte dagegen am Dienstag mitgeteilt, dass nach Manövern mit dem Abzug von Truppen begonnen worden sei, was zeitweise für Erleichterung an den Finanzmärkten sorgte.
Russland ist einer der größten Ölförderer der Welt. Sollte die Ukraine-Krise eskalieren, befürchten Fachleute Auswirkungen auf die Versorgung mit russischem Erdöl.
Die Aktien der Ölkonzerne geben nach der Rally der vergangenen Monate am heutigen Donnerstag im Einklang mit den Ölpreisen ebenfalls nach. BP verliert an der Londoner Heimatbörse 0,7 Prozent, Shell gibt 1,6 Prozent nach. Das charttechnische Bild bleibt aber weiter gut, Anleger bleiben an Bord.