Bei ihrer vermutlich letzten Reise nach Washington als Bundeskanzlerin wird Angela Merkel am Donnerstag von US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus empfangen. Der Besuch soll den Neuanfang in den deutsch-amerikanischen Beziehungen nach einem Tiefpunkt in der Ära von Bidens Vorgänger Donald Trump markieren.
Bei dem Treffen soll es unter anderem um die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 gehen, mit der russisches Gas unter Umgehung der Ukraine nach Deutschland gebracht werden soll. Das Projekt ist der größte Streitpunkt zwischen den USA und Deutschland. Beide Seiten bemühen sich seit Wochen um einen Kompromiss und haben sich nach Angaben von Außenminister Heiko Maas bei vielen Punkten angenähert. Merkel hatte sich vor ihrer Reise aber skeptisch gezeigt, ob es bei ihrem Besuch bei Biden schon eine abschließende Lösung geben werde.
Biden-Vorgänger Trump hatte Deutschland mehr als Konkurrenten und weniger als Verbündeten gesehen. Der Republikaner hatte immer wieder die deutschen Verteidigungsausgaben, den deutschen Handelsüberschuss und auch Nord Stream 2 scharf kritisiert. Der Demokrat Biden setzt jetzt auf Kooperation – auch wenn Streitthemen bleiben. Nord Stream 2 ist immer noch das größte davon. Die USA und einige osteuropäische Nato-Partner befürchten eine zu starke Abhängigkeit Europas von russischen Energielieferungen und lehnen das Projekt deswegen ab.
Biden verzichtete kürzlich zwar auf Sanktionen gegen die Betreibergesellschaft der Pipeline, und zwar ausdrücklich aus Rücksicht auch auf Deutschland. Er ist aber weiterhin strikt gegen das beinahe abgeschlossene Projekt, bei dem russisches Gas unter Umgehung der Ukraine nach Deutschland geleitet werden soll.
Die Aktie von Gazprom zeigt sich von etwaigen Unstimmigkeiten vollkommen unbeeindruckt. Seit Ende vergangenen Jahres konnte sich das Papier mittlerweile rund verdoppeln. Die Aktie ist trotzdem noch immer günstig bewertet. Anleger bleiben an Bord und beachten den Stopp bei 4,90 Euro.
(Mit Material von dpa-AFX)