Deutschlands zweitgrößter Energieversorger RWE leidet unter dem Einbruch im Erzeugungsgeschäft. Sinkende Preise im Stromgroßhandel und ein seltenerer Einsatz der konventionellen Kraftwerke schmälern die Erträge. Bei den Zahlen für das erste Halbjahr muss der Essener Konzern den Aktionären daher einen Rückgang bei allen relevanten Kennzahlen erklären.
Ergebnisrückgang
Das operative Ergebnis (EBITDA) ging von 5,04 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2013 auf nunmehr 3,43 Milliarden Euro deutlich zurück. Die bis Mittwoch von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragten Analysten erwarten einen Rückgang um 37 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro. Grund für den deutlichen Rückgang ist neben dem operativen Geschäft eine Kompensationszahlung des russischen Gasriesen Gazprom über etwa eine Milliarden Euro im Jahr 2013, die sich in diesem Jahr nicht wiederholt hat.
Kraftwerke vom Netz
Das betriebliche Ergebnis ist mit 2,27 Milliarden Euro um 40 Prozent schwächer ausgefallen als im Vorjahr. Positiv in diesem Fall: Analysten hatten mit einem Einbruch um 44 Prozent gerechnet. Netto verdiente RWE mit einer Milliarde Euro jedoch 4,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Da bei vielen Versorgern die konventionellen Anlagen kaum noch wirtschaftlich laufen, wollen die Betreiber Kraftwerke vom Netz nehmen. So kündigte auch RWE an, drei weitere Kohlekraftwerke mit einer Leistung von insgesamt einem Gigawatt zur Stilllegung anzumelden. Bisher war von 7,4 Gigawatt die Rede, die vorübergehend oder dauerhaft vom Netz sollten.
Hoch verschuldet
Bei der Nettoverschuldung kommt RWE nur schleppend voran. Im zweiten Quartal ist sie auf 31,4 Milliarden Euro gesunken nach 31,5 Milliarden Euro nach dem ersten Quartal. Bis Jahresende will RWE auf 26 Milliarden Euro kommen. Ein ambitioniertes Unterfangen. Die Ergebnisprognose für 2014 haben die Essener bestätigt. Das betriebliche Ergebnis fürs laufende Jahr veranschlagt RWE 3,9 bis 4,3 Milliarden Euro. Beim nachhaltigen Nettoergebnis liegt die Prognose-Bandbreite bei 1,2 bis 1,4 Milliarden Euro. Die Bestätigung der Prognose wurde von Analystenseite erwartet.
Die RWE-Aktie ist charttechnisch angeschlagen, operativ läuft es nicht rund. Es gibt derzeit vielversprechendere Investments als RWE.