Dem deutschen Aktienmarkt steht nach Einschätzung der DZ Bank ein schwieriges Börsenjahr 2016 bevor. Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte die Anleger zwar am 3. Dezember mit einer Ausweitung ihrer Billiggeld-Politik erfreuen, sagte Jan Holthusen, Leiter Zins- und Anleihenresearch, bei einem Pressegespräch in Frankfurt. Doch "die Märkte werden sich längerfristig nicht von den geldpolitischen Stimuli blenden lassen", warnte Chefanlagestratege Christian Kahler und verwies auf die bereits hohen Börsenkurse.
Unruhige Zeiten
Kahler prognostiziert dem DAX 2016 eine ähnlich unruhige Entwicklung wie im laufenden Jahr. Die anfängliche Freude über die Liquiditätsflut der EZB könnte den deutschen Leitindex im Frühjahr zwar bis auf 12.000 Punkte treiben. Doch wenn die Unsicherheit über den Zustand der Weltwirtschaft wieder steige, "drohen neue Enttäuschungen, weil das erreichte Bewertungsniveau nur bei einem dynamischen Gewinnwachstum zu rechtfertigen ist" und nicht bei der von ihm erwarteten "Stagnation auf solidem Niveau". Dann drohe dem DAX Rückschlagspotenzial bis auf 9.400 Punkte.
Zum Jahresende sieht Kahler den wichtigsten deutschen Aktienindex bei 11.000 Punkten. Damit läge er knapp drei Prozent unter dem aktuellen Kursniveau. Die jüngste Berichtssaison habe gezeigt, wie empfindlich die Märkte selbst auf nur kleine Enttäuschungen bei den Unternehmenszahlen reagierten, begründete der Anlagestratege seine vorsichtigen Schätzungen.
Wachstumspause in Schwellenländern
Auch von der Konjunktur könne der DAX kaum Rückenwind erhoffen. Auf globaler Ebene erwarten die Experten der DZ Bank nur eine moderate Wachstumsdynamik, die von den Industrieländern getragen wird. Dabei sehe die Entwicklung im Euroraum zufriedenstellend aus - eine deutliche Belebung sei aber nicht in Sicht. In den USA habe der Schwung zuletzt nachgelassen und die Schwellenländer legten derzeit eine Wachstumspause ein.
Etwas besser sieht Kahler die Entwicklung im Euro Stoxx 50. Dem Eurozonen-Leitindex traut er einen Anstieg auf 3.600 Punkte zu. Gestützt werde das Aufholpotenzial des Euro Stoxx auch von Veränderungen innerhalb der Währungszone: DZ-Bank-Chefvolkswirt Stefan Bielmeier geht von einem schrumpfenden Wettbewerbsvorteil Deutschlands gegenüber anderen Mitgliedsländern aus.
(Material von dpaAFX)