Ein positiver Analystenkommentar und erneute Forderungen nach Schutzmaßnahmen der EU für die europäische Stahlindustrie haben die Aktie von ThyssenKrupp am Donnerstag gestützt. Das Papier kratzt mittlerweile an der wichtigen 20-Euro-Marke.
Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung für ThyssenKrupp auf "Overweight" mit einem Kursziel von 22,80 Euro belassen. Wegen der weiter gefallenen Stahlpreise im vergangenen Monat setze sich die Abwärtsspirale am Stahlmarkt fort, schrieb Analyst Roger Bell. Er äußerte sich aber optimistisch, dass sich die Stimmung 2016 aufhellen könnte.
Die Hoffnung des Analysten ruht dabei auf einem Ende des Bestandsabbaus sowie der Einführung möglicher Handelszölle durch die EU. Zuvor hatten sich Jürgen Eder, Präsident des Weltstahlverbandes, und Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, erneut für ein härteres Vorgehen gegen chinesische Billigimporte ausgesprochen.
Stahlbranche fordert Schutzmaßnahmen
Im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa-AFX forderte Eder angesichts massiv gestiegener Importe aus China und des rasanten Preisverfalls schnelle Einfuhrbeschränkungen der Europäischen Union: "Anti-Dumping-Maßnahmen sind bei den derzeitigen globalen Rahmenbedingungen für die Stahlindustrie auch in Europa absolut unumgänglich." Die Branche wirft den chinesischen Konkurrenten vor, ihren Stahl mit staatlicher Hilfe weit unter Herstellungs- und Transportkosten auf dem Weltmarkt zu verkaufen.
Vor dem Hintergrund weiter einbrechender Auftragseingänge forderte auch Kerkhoff die EU auf, das bestehende Instrumentarium zum Handelsschutz konsequent anzuwenden. Es gebe Spielräume, die noch nicht ausgeschöpft seien.
Konzern im Wandel
Neben der Hoffnung auf ein Ende des Preisverfalls in der Stahlbranche hat ThyssenKrupp noch ein Ass im Ärmel: Der Konzern steckt mitten im Wandel und will künftig mehr Industrie- als Stahlkonzern sein. Vor allem die Aufzug-Sparte gilt als Hoffnungsträger.
Massiver Widerstand voraus
Die Aktie von ThyssenKrupp notiert nun unmittelbar unter der 20-Euro-Marke, wo ein massiver Widerstand verläuft. Ein Ausbruch über diese Hürde wäre ein deutliches Kaufsignal – dynamische Anschlussgewinne dürften folgen. Anleger sollten sich auf die Lauer legen.
(Mit Material von dpa-AFX)