Der Silberpreis taumelt einem neuen Mehrjahrestief entgegen. Zu viel Silber, zu wenig Käufer, könnte man angesichts der Kursentwicklung meinen. Doch weit gefehlt. Der Silbermarkt befindet sich in einem Angebotsdefizit. Sprich: Die Nachfrage nach Silber ist höher als das Angebot. Doch wie kann dann der Kurs unter Druck stehen?
Zunächst zu den Zahlen, die Thomson Reuters bekannt gegeben hat. Das Silberangebot soll im laufenden Jahr um drei Prozent zurückgehen. Das Angebot soll im laufenden Jahr 1,014 Milliarden Euro betragen. Dagegen soll sich die gesamte physische Nachfrage auf 1,057 Milliarden Unzen addieren. Das Defizit beläuft sich damit auf rund 43 Millionen Unzen. Auch im vergangenen Jahr befand sich der Silbermarkt in einem Defizit. Damals waren es 34,8 Millionen Unzen.
Damit kommt natürlich die durchaus berechtigte Frage auf: Ein Angebotsdefizit und ein Kurs, der im Bereich eines Sechs-Jahres-Tiefs liegt – wie passt das zusammen? Sie ahnen es vermutlich. Auch bei Silber spielt der physische Markt bei der Preisfindung nur eine untergeordnete Rolle. Tatsächlich ist es auch bei Silber die Rohstoffbörse Comex, die maßgeblich für die Preisgestaltung verantwortlich ist. Dieses Auseinanderklassen von tatsächlichem Angebot und Nachfrage und künstlich erzeugten Papiersilber mag zwar nicht ewig gehen. Doch wann genau die Schere sich wieder schließt, mag wohl niemand mit Sicherheit vorhersagen.