Kaum ein Tag vergeht ohne eine neue Analystenstimme zur Volkswagen-Aktie. In Deutschland sind 2,4 Millionen Autofahrer zum Rückruf in die Werkstätten gezwungen. VW-Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh gab zumindest erst einmal Entwarnung, dass neue Modelle nicht von der Rückrufaktion betroffen sind.
"Unsere aktuellen EA-288 Euro-6-Diesel, die jetzt beim Händler stehen, sind gar nicht betroffen." Osterloh betonte aber, es sei noch viel zu früh für eine Entwarnung. "Es wäre Blödsinn, heute den Leuten zu sagen "Dein Arbeitsplatz ist sicher", wenn ich das im Moment gar nicht sagen kann. Man muss auf alle Eventualitäten vorbereitet sein." Zudem sieht Osterloh noch keine Anzeichen dafür, dass sich der Abgas-Skandal bei Volkswagen in der ersten Oktober-Hälfte auf die Verkäufe des Konzerns durchgeschlagen hat.
Chance zur Kundenbindung
Nun kommt es darauf an, wie die Akteure mit der Situation umgehen. Branchenexperte Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach gibt zu bedenken, dass nicht die millionenfachen Rückrufe an sich das Problem seien, sondern vor allem ihr Handling. "Der Kunde vergisst schnell, wenn vernünftig aufgearbeitet worden ist", sagt Bratzel. Wenn es gutlaufe, liege in der Krise im Idealfall sogar eine Chance, die Kundenbindung zu verstärken.
Kursziel 136 Euro
Holger Schmidt von der Investmentbank Equinet hat die Einstufung für Volkswagen vor den Q3-Zahlen am 28. Oktober auf "Accumulate" mit einem Kursziel von 136 Euro belassen. Abgesehen von den Sonderbelastungen durch den Dieselskandal sollte das dritte Quartal rein operativ gesehen ordentlich ausfallen, schrieb Analyst Holger Schmidt in einer Studie vom Mittwoch. Die Wolfsburger dürften wahrscheinlich kurzfristig bei einer größeren Anzahl von Autos ein Software-Update und bei einer kleineren Anzahl neue Hardware installieren. Der tatsächliche Einfluss des Skandals bleibe abzuwarten, aber die Aktien sollten sich erholen.
Abwarten
Analysten wie Autoexperten und Anleger, sie alle stochern derzeit im Nebel. Eine seriöse Prognose wie hoch der Schaden für Volkswagen ausfallen wird, ist derzeit nicht möglich. Jedoch: Zahlungen von 50 oder gar 100 Milliarden Euro wie sie in den Medien derzeit herumgereicht werden ignorieren Anleger. Gut möglich, dass die VW-Aktie bereits den Worst-Case eingepreist hat. Dennoch sollten sich Anleger auf eine weiterhin hohe Volatilität einstellen. Alles zur Entwicklung der Volkswagen-Aktie lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des AKTIONÄR, die Sie hier herunterladen können.