Der Autozulieferer Leoni hat den Markt mit einer knackigen Gewinnwarnung geschockt: Händler und Analysten zeigten sich geschockt. Sie sprachen von einem "Desaster". Mitte August hatte der neue Leoni-Vorstandschef Dieter Bellé den Konzern bereits wegen einer schwächeren Autonachfrage in China auf schwierigere Zeiten eingestimmt und Mitte September das Umsatzziel für 2016 gesenkt. Am Montagabend folgten Gewinnwarnungen für 2015 und 2016. Diese begründeten die Bayern mit Problemen im Bordnetz-Geschäft und einer geringeren Nachfrage.
Im dritten Quartal sei der Gewinn wegen höherer Kosten überraschend gesunken, erklärte das Unternehmen aus Nürnberg. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) falle mit 30 Millionen Euro deutlich schwächer aus als vom Konzern bislang angenommen. Auch Analysten hatten ein deutlich besseres Ergebnis erwartet. Als Grund gab das Unternehmen starke Belastungen im Bordnetz-Segment vor allem im September an. Im vierten Quartal dürfte die schwächere Entwicklung des Geschäftsbereichs das Ergebnis weiter belasten.
Margenziel wird unterschritten
Das ursprüngliche Ziel, 2015 ein operatives Ergebnis von 200 Millionen Euro zu erreichen, gab Leoni nun auf. Der Konzernumsatz soll sich hingegen weiter mindestens auf dem Niveau von 4,3 Milliarden Euro bewegen. Auch 2016 halten die Belastungen voraussichtlich an. Der Kabelhersteller rechnet daher beim Umsatz statt der bisher erwarteten 4,8 Milliarden nur noch mit 4,6 Milliarden Euro. Die Profitabilität dürfte deutlich schwächer ausfallen als bisher erwartet. Das bisherige Ebit-Margenziel von sieben Prozent werde "deutlich unterschritten", hieß es.
Verschlechterte wirtschaftliche Rahmenbedingungen in China und Russland dürften zu einer geringeren Nachfrage führen. Auch das US-Geschäft mit der Nutzfahrzeugindustrie sowie das Umsatzvolumen einzelner Kunden werde sich wahrscheinlich nicht auf dem bislang geplanten Niveau bewegen, warnte Leoni. Der Konzern arbeite an Maßnahmen, um die angestrebte Profitabilität des Bordnetz-Geschäfts zu gewährleisten. Details dazu und genauere Angaben zum abgelaufenen Quartal sowie zum Ausblick will Leoni bei der Vorlage des Zwischenberichts am 10. November nennen.
DZ Bank bleibt bullish
Analyst Nikhil Bhat von der US-Bank JPMorgan stufte die Aktien ab und senkte das Kursziel drastisch von 68 auf 50 Euro. Die Unsicherheit über die künftige Entwicklung sei nach dem schwachen Quartal und der Gewinnwarnung gestiegen. Der Autozulieferer müsse nun zunächst neue mittelfristige Ziele sowie Details zur Kostenentwicklung kommunizieren.
Einzig und alleine die DZ Bank bleibt optimistisch. Die DZ Bank hat die Einstufung für Leoni nach der Gewinnwarnung zunächst auf "Kaufen" mit einem fairen Wert von 72 Euro belassen. Dies sei eine sehr negative Überraschung, nachdem der Autozulieferer erst jüngst seinen Ausblick bestätigt habe, schrieb Analyst Michael Punzet in einer ersten Einschätzung vom Dienstag. Er rechnet mit deutlichem Druck auf die Aktie, auch wenn die Markterwartung für die Ebit-Marge für 2016 bereits unter dem alten Ziel gelegen habe. Punzet will seine Bewertung nun überprüfen.Finger weg!
Die Aktie steht am Dienstag stark unter Druck. Sogar unter die Marke von 40 Euro ist das Papier gerutscht. Der Vertrauensverlust ist enorm, allen voran weil Leoni in der Vergangenheit immer wieder betont hat, die sicherlich ambitionierten Jahresziele zu erreichen! Eine stärkere Unterstützung wartet erst im Bereich von 36,55 Euro auf die Aktie.
(Mit Material von dpa-AFX)