Im Zusammenhang mit der Abgas-Affäre ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig gegen den zurückgetretenen VW-Chef Martin Winterkorn. Der Schwerpunkt der Ermittlungen liegt auf dem Vorwurf des Betrugs durch den Verkauf von Kraftfahrzeugen mit manipulierten Abgaswerten, teilte die Behörde am Montag mit. Hintergrund seien eingegangene Strafanzeigen.
Ferner teilt die in Braunschweig ansässige Zentralstelle für Wirtschaftsstrafsachen mit: "Weiter ist in diesem Zusammenhang eine Strafanzeige der Volkswagen AG ohne Benennung eines Beschuldigten eingegangen; Zielrichtung der Ermittlungen ist insbesondere die Klärung der Verantwortlichkeiten."
DZ Bank sagt halten
In der Zwischenzeit hat die DZ Bank die Einstufung für Volkswagen nach der Bestellung des neuen Managements auf "Halten" mit einem fairen Wert von 110 Euro belassen. Die Ernennung von Matthias Müller zum neuen VW-Chef sei angesichts entsprechender Medienspekulationen keine Überraschung mehr gewesen, schrieb Analyst Michael Punzet in einer Studie vom Montag. Aussagen von VW-Markenchef Herbert Diess deuteten zudem auf mögliche weitere Rückstellungen hin; über die bisherigen 6,5 Milliarden Euro hinaus. Punzet rechnet mit Mehrbelastungen von 1 bis 3 Milliarden Euro für die Problemlösung in Märkten außerhalb der USA. Auch die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung der Vorzugsaktie von Volkswagen auf "Neutral" belassen. Die Maßnahmen in Reaktion auf den Abgas-Skandal wie die personelle Neuorganisation bei dem Wolfsburger Autobauer seien positiv, schrieb Analyst Jose Asumendi in einer Studie. Der neue Marken-Chef Herbert Diess stehe dabei wohl vor den größten Herausforderungen. Er müsse nun eine Lösung für die Diesel-Technologie finden und gleichzeitig das Vertrauen der Kunden in die Marke VW zurückgewinnen.
VW-Aktie: Boden gefunden?
Fakt ist: VW hat es trotz einem der größten Forschungs- und Entwicklungsetat auf der Welt nicht geschafft, einen Dieselmotor zu entwickeln, der bei entsprechenden Tests in den USA die erforderlichen Grenzwerte erreicht. Bedauerlich! Experten sehen derzeit große Gefahren für VW. „Das ist äußerst ernst zu nehmen, das ist kein Lausbubenstreich“, sagt zum Beispiel Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut. Blickt man in die Vergangenheit, wurden auch andere große Player der Autobranche von Skandalen heimgesucht. GM zum Beispiel hatte defekte Zündschlösser verbaut, das hatte sogar mehrere Todesfälle zur Folge. GM musste 900 Millionen Dollar Strafe zahlen. Toyota kämpfte mit defekten Airbags des Zulieferers Takata. 6,5 Millionen Autos wurden zurückgeholt. Nur zum Vergleich!
Die VW-Aktie kommt an Montag erneut stark unter Druck. Gut möglich, dass das Tief vom Mittwoch bei rund 95 Euro noch einmal getestet wird. Anleger mit sehr guten Nerven versuchen sich für die nächsten Monate zu positionieren und einen guten Durchschnittskurs zu bekommen. Gut möglich, dass die VW-Aktie den worst-case bereits eingepreist hat. Das Tief werden Anleger ohnehin nicht erwischen. Sinn macht es hier, mit verschiedenen Kauflimits einen guten Durchschnittskurs zu erreichen und die Aktie dann zwölf bis 18 Monate liegen zu lassen. Mehr zum Thema Volkswagen lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von DER AKTIONÄR.
(Mit Material von dpa-AFX).