Die VW-Aktie kann ihre jüngste Talfahrt stoppen – vorerst. Der Autobauer hatte am Wochenende zugegeben, jahrelang die Abgasmessungen bei Dieselfahrzeuge in den USA manipuliert zu haben. Es drohen milliardenschwere Strafzahlungen, hohe Rückstellungen – und ein enormer Imageschaden. Das VW-Präsidium hatte am Nachmittag in einer Krisensitzung über mögliche Konsequenzen aus der Affäre beraten. Im Anschluss ist Vorstand Martin Winterkorn zurückgetreten.
Die Erklärung von Prof. Dr. Winterkorn im Wortlaut:
"Ich bin bestürzt über das, was in den vergangenen Tagen geschehen ist. Vor allem bin ich fassungslos, dass Verfehlungen dieser Tragweite im Volkswagen Konzern möglich waren. Als Vorstandsvorsitzender übernehme ich die Verantwortung für die bekannt gewordenen Unregelmäßigkeiten bei Dieselmotoren und habe daher den Aufsichtsrat gebeten, mit mir eine Vereinbarung zur Beendigung meiner Funktion als Vorstandsvorsitzender des Volkswagen Konzerns zu treffen. Ich tue dies im Interesse des Unternehmens, obwohl ich mir keines Fehlverhaltes bewusst bin. Volkswagen braucht einen Neuanfang - auch personell. Mit meinem Rücktritt mache ich den Weg dafür frei. Mein Antrieb war es immer, dem Unternehmen, vor allem unseren Kunden und Mitarbeitern zu dienen. Volkswagen war, ist und bleibt mein Leben. Der eingeschlagene Weg der Aufklärung und Transparenz muss weitergehen. Nur so kann wieder Vertrauen entstehen. Ich bin überzeugt, dass der Volkswagen Konzern und seine Mannschaft diese schwere Krise bewältigen werden."
Die Aktie reagiert kaum auf die Personalie. Das AKTIONÄR-Fazit hat Bestand. Der Markt hat die VW-Aktie kräftig abgestraft. Sicher scheint es reizvoll, nach so einem deutlichen Kursrutsch bei Kursen zwischen 95 und 110 Euro zuzugreifen. Aber ist das Ende der Fahnenstange wirklich schon erreicht? Oder kommt das dicke Ende in Form von gewaltigen Schadensersatzklagen und -zahlungen noch? Ob sich das Chance-Risiko-Verhältnis nach dem Rücktritt von Winterkorn verbessert hat, ist fraglich – zumal noch kein Nachfolger gefunden wurde. DER AKTIONÄR bevorzugt bei Auto-Aktien weiter die Papiere von Daimler.