Die Deutsche Bank hatte nach Darstellung eines Top-Bankers vor dem Zusammenbruch des Medienkonzerns Kirch konkrete Pläne für eine Neuordnung des Unternehmens. An der Börse herrscht derweil Panik.
Im Strafprozess gegen den Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, hat der Vorsitzende Richter Peter Noll am Dienstag aus einer brisanten E-Mail des Investmentbankers vorgelesen. Darin gab dieser Anfang 2002 Handlungsempfehlungen, wie die Deutsche Bank mit dem strauchelnden Kirch-Konzern umgehen sollte. Unter anderem riet er zu einem Treffen des damaligen Vorstandschefs Rolf Breuer mit Leo Kirch, bei dem der Medienunternehmer zum Einlenken bewegt werden sollte.
Kirch war bis zu seinem Tod davon überzeugt, dass die Deutsche Bank ihn absichtlich in die Insolvenz getrieben hat, um an der Zerschlagung seines Unternehmens Geld zu verdienen. Mit kritischen Äußerungen zur Kreditwürdigkeit der Kirch-Gruppe habe Breuer ihn "erschießen wollen".
Kirch stritt Jahre später mit Erfolg um Schadenersatz von der Bank. In dem damaligen Verfahren vor dem Oberlandesgericht München sollen Fitschen, seine beiden Vorgänger Josef Ackermann und Breuer sowie zwei weitere Ex-Manager aber versucht haben, die Bank vor den Zahlungen zu schützen und deshalb falsch ausgesagt haben. Seit April müssen sie sich deshalb in einem Strafprozess verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen versuchten Prozessbetrug vor. Die Angeklagten bestreiten dies.
Abwärtstrend intakt
Die Aktie der Deutschen Bank verliert am Dienstagmittag zwei Prozent und rutscht unter die Marke von 25 Euro. Die Verluste sind allerdings nicht auf die Entwicklung im Kirch-Prozess zurückzuführen, sondern auf die allgemeine Marktschwäche. Der DAX verliert am Mittag drei Prozent, in die Tiefe gerissen wird der Index von Volkswagen. Obwohl die Deutsche-Bank-Aktie gegenüber dem Markt Relative Stärke zeigt, signalisiert der Chart klar: Vorsicht. Das 6-Monats-Hoch ist nicht weit entfernt. Derzeit ist die Aktie kein Kauf.
(Mit Material von dpa-AFX)