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Wirecard-Prüfer KPMG und EY: "Desaströses Zeugnis" – auch BaFin im Fokus

Wirecard-Prüfer KPMG und EY:
Foto: www.wirecard.com
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Martin Mrowka 27.11.2020 Martin Mrowka

Im Untersuchungsausschuss des Bundestags zum Wirecard-Bilanzskandal haben sich Defizite bei der Abschlussprüfung des Skandal-Unternehmens angedeutet. Der Druck auf die Wirtschaftsprüfer von KPMG und EY wird immer größer. Auch die Finanzaufsicht BaFin wird beschuldigt, Wirecard nicht ordnungsgemäß geprüft zu haben.

Befragt wurde am gestrigen Donnerstag im Bundestag unter anderem der Sonderuntersucher Alexander Geschonneck von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Er hatte in einer Sonderprüfung aufgedeckt, dass es keine Nachweise zur Existenz von angeblichen Kundenbeziehungen und daraus erzielten Umsätzen des aufstrebenden Tech-Konzerns gab.

Es wurde mit Standard-Prüfmethoden untersucht, die auch das Institut der deutschen Wirtschaftsprüfer vorsehe. "Wir haben nichts weiter gemacht, als uns nach unseren Standards zu verhalten", sagte Geschonneck.

Die konkrete Arbeit der Wirecard-Prüfer der Prüfungsgesellschaft EY (vormals Ernst & Young) wollte er nicht bewerten. Diese Prüfer hatten die Abschlüsse des Skandalkonzerns jahrelang als ordnungsgemäß bestätigt.

Bestätigungsvermerk von Wirtschaftsprüfern kein Gütesiegel

Ein Wirtschaftsprüfer von EY berief sich bei seiner Befragung am Abend auf seine Schweigepflicht – machte aber generelle Aussagen zum Ablauf von Wirtschaftsprüfungen. Konkret zum Fall Wirecard wolle er sich gern äußern, könne das aber nicht, bevor die Rechtslage nicht eindeutig geklärt sei, sagte Christian Orth.

Der 50-Jährige leitet nach eigener Aussage bei EY die Abteilung für interne Qualitätssicherung. Orth betonte im Ausschuss unter anderem, ein uneingeschränkter Bestätigungsvermerk von Wirtschaftsprüfern sei kein Gütesiegel für ein Unternehmen. Die Arbeitsweise des Wirtschaftsprüfers baue "leider" auch auf Vertrauen, sagte er.

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EY ist nichts aufgefallen

Die Wirtschaftsprüfer von EY geraten immer mehr in die Kritik. Seit 2009 kontrollierten sie die Bilanzen von Wirecard. Aufgefallen ist nichts - weder die Konten in Asien noch die 1,9 Milliarden Euro. Kurz vor der Anhörung berichtete das Handelsblatt, die Wirtschaftsprüfer-Aufsicht Apas habe die Staatsanwaltschaft eingeschaltet wegen Hinweisen auf Straftaten der EY-Prüfer. EY streitet das als haltlos ab. Bei Orths Vortrag über das "Wesen des Wirtschaftsprüfers" fällt laut Tagesschau.de noch dieser Satz: "Wir prüfen nicht jede Quittung."

Der Finanzpolitiker der Grünen, Danyal Bayaz, wertete die Aussage des KPMG-Prüfers Geschonnecks als "desaströses Zeugnis" für die Abschlussprüfer von EY. Der SPD-Obmann im Ausschuss, Jens Zimmermann, betonte, es gebe erhebliche Zweifel, ob dem jahrelangen Abschlussprüfer jemals geeignete Unterlagen vorlagen um die Existenz der Konten zu bestätigen. Mit einer ordnungsgemäßen Abschlussprüfung wäre der Wirecard-Betrug aufgeflogen, erklärte er.

"Bei EY brennt der Dachstuhl!"

Die Bilanz-Kontrolleure von EY stehen derzeit in mehrerlei Hinsicht unter Druck. So erhebt nach einem Bericht des Handelsblatts, der der dpa bestätigt wurde, auch die Wirtschaftsprüferaufsicht Apas Vorwürfe gegen sie. Es soll Hinweise auf Straftaten der beteiligten Akteure geben, die Aufsichtsbehörde habe deshalb die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.

Ein EY-Sprecher erklärte dazu: "EY sieht keinerlei Anhaltspunkte für ein strafrechtlich relevantes Fehlverhalten von Abschlussprüfern von EY im Fall Wirecard." Der Finanzpolitiker der Linken, Fabio De Masi, kommentierte: "Bei EY brennt der Dachstuhl!"

Die Wirecard-Aktie wurde mit dem Rutsch unter die 1-Euro-Marke im August zum Pennystock und markierte am Mittwoch bei 47 Cent ein neues Allzeittief. Heute notiert das Papier von Zockern getrieben etwa sieben Cent höher.

Wirecard (WKN: 747206)

Auch die Finanzaufsicht BaFin steht im Fokus der Aufarbeitung des Wirecard-Skandals. Sie habe bislang keine Anhaltspunkte dafür, dass mit Wirecard-Aktien handelnde Mitarbeiter einen möglichen Informationsvorsprung zum privaten Vorteil genutzt haben. "Wir hatten ein Compliance-System, das den gesetzlichen Vorgaben entsprach, aber nicht mehr zeitgemäß ist und deshalb zu Recht verändert wird", sagte BaFin-Chef Felix Hufeld der Wirtschaftswoche. Es gebe keinerlei Hinweise darauf, dass Mitarbeit Insiderwissen genutzt haben.

Die BaFin prüft derzeit private Börsengeschäfte ihrer Mitarbeiter, bei denen der Kurs der Wirecard AG eine Rolle spielte. Der Finanzaufsicht sind mittlerweile fast 500 private Geschäfte ihrer Mitarbeiter mit Bezug zum Skandalunternehmen Wirecard bekannt. (Mit Material von dpa-AFX)

Auf den Kurs der Wirecard-Aktie haben die Querelen um die Aufklärung des Skandals kaum noch Auswirkungen. Kurzfrist-Zocker bewegen den Kurs zwischenzeitlich mal in die eine oder andere Richtung. Anleger sollten besser die Finger von der Pleite-Aktie lassen.

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