Nach dem Bilanzskandal und der Insolvenz sitzen die Gläubiger von Wirecard nun auf einem Schaden in Milliardenhöhe. Selbst beim geplanten Verkauf von Unternehmensteilen dürfte laut Bloomberg nicht annähernd genug Geld zusammenkommen, um die Verluste auszugleichen. Zudem wurde bekannt, dass die deutsche Justiz nun auch wegen des Verdachts auf Geldwäsche gegen den DAX-Konzern ermittelt.
Kurz flackerte so etwas wie Hoffnung auf, als Insolvenzverwalter Michael Jaffé am Dienstag erklärte, es gäbe „bereits mehr als 100 Interessenten für Kerngeschäft und Beteiligungsgesellschaften“ des insolventen Zahlungsabwicklers. Die Aktie ist daraufhin zweistellig ins Plus gesprungen.
Offen blieb in dem Statement allerdings, wieviel die betreffenden Assets des Unternehmens wert sind – und nach Informationen von Bloomberg ist das nicht viel. Demnach beziffern Analysten der Investmentbank Imperial Capital den möglichen Verkaufserlös auf 150 bis 200 Millionen Euro. Zum Vergleich: Den Kreditgebern und Anleihegläubigern schuldet Wirecard zwischen 3,0 und 3,5 Milliarden Euro.
Am wertvollsten dürfte laut den Experten die Wirecard Bank mit zuletzt rund 1,7 Milliarden Euro an Kundeneinlagen (Stand: September 2019) sein. Die Deutsche Bank hat bereits vages Interesse bekundet, allerdings hat CEO Christian Sewing die Erwartungen zwischenzeitlich bereits gedämpft. Zudem ist die Wirecard Bank bekanntlich nicht insolvent und vom Insolvenzverfahren des Mutterkonzerns abgekoppelt. Selbst bei einem (Teil-)Verkauf sei daher fraglich, ob die Geldgeber etwas vom Verkaufserlös abbekommen.
Sollten die von Bloomberg gemeldeten Größenordnungen stimmen, werden die Einnahmen bei Wirecard am Ende hinten und vorne nicht reichen – und Gläubiger wie Aktionäre wohl größtenteils in die Röhre schauen.
Jetzt geht es auch um Bankbetrug und Geldwäsche
Die Liste der Vorwürfe gegen das Unternehmen wird derweil immer länger: Laut Medienberichten gehen die US-Behörden inzwischen dem Verdacht des Bankbetrugs nach (DER AKTIONÄR berichtete). Und hierzulande ermittelt die Staatsanwaltschaft München nun auch „wegen Geldwäscheverdachts gegen Verantwortliche des Unternehmens und gegen Unbekannt“, bestätigte eine Sprecherin.
Die Wirecard-Aktie befindet sich am Donnerstag weiter auf dem Weg zum Pennystock. Langfristig orientierte Anleger sollten die Aktie meiden – es gibt bessere Alternativen in der Branche. Drei davon finden Sie in der neuen AKTIONÄR-Ausgabe (29/2020).