Der Bilanzskandal bei Wirecard zieht immer weitere Kreise. Nach dem Mutterkonzern mussten inzwischen auch fünf Töchter des Zahlungsabwicklers Insolvenz anmelden. Die Wirecard Bank ist derweil (noch) außen vor – und könnte im Notfall wohl auch prominente Unterstützung bekommen.
Die Deutsche Bank will der Wirecard Bank möglicherweise finanziell unter die Arme greifen. „Wir können uns grundsätzlich vorstellen, im Rahmen der Fortführung der Geschäftsaktivitäten diese Unterstützung zu gewähren, sofern es erforderlich werden sollte“, zitiert die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstag einen Sprecher des Deutschen Bank. Der Konzern sei dazu in Abstimmung mit der Finanzaufsicht BaFin, dem vorläufigen Insolvenzverwalter von Wirecard und der Wirecard Bank selbst.
Wie genau die Deutsche Bank eine solche Unterstützung gewähren würde und um welche Größenordnung es sich handelt, wollte der Sprecher nicht sagen. Laut dem Bericht gehört das Institut jedoch zur Gruppe der 15 Banken, denen Wirecard insgesamt rund 1,6 Milliarden Euro schuldet.
In jedem Fall wäre es eine Ironie des Schicksals: In der Vorwoche berichtete Bloomberg, dass Wirecard noch im Jahr 2019 unter dem Codenamen „Panther“ eine Fusion mit der größten Bank des Landes durchgespielt hatte. Die Deutsche Bank habe entsprechende Vorgespräche damals allerdings schnell beendet.
Auch fünf Töchter insolvent
Die Wirecard Bank ist bislang nicht von der Insolvenz der Muttergesellschaft betroffen. Als zuständige Bankenaufsicht hat die BaFin jedoch einen Sonderbeauftragten eingesetzt, der sämtliche Zahlungsströme überwacht. De facto hat seitdem die BaFin das Sagen bei der Wirecard Bank.
Dass sich das jedoch schnell ändern kann, zeigt eine Mitteilung des Münchner Amtsgerichts. Demnach haben zwischenzeitlich auch fünf Tochterfirmen mit Sitz in Aschheim bei München Insolvenz beantragt, darunter etwa die Vertriebs- und Marketinggesellschaft Wirecard Global Sales und die Softwarefirma Wirecard Issuing Technologies. Vorläufiger Insolvenzverwalter ist wie bei der Mutter Wirecard AG der Rechtsanwalt Michael Jaffé.
Die Wirecard-Aktie verliert am Donnerstagnachmittag über 30 Prozent und nähert sich damit nun wieder der 3-Euro-Marke an. Dem Unternehmen droht ein Massenexodus der verbliebenen Kunden, eine Klageflut von geschädigten Aktionären und letztlich die Zerschlagung. Daher sollten Anleger die Aktie auch auf diesem Niveau meiden.
Mit Material von dpa-AFX.