Bei Wirecard hat nach der spektakulären Pleite längst der Insolvenzverwalter das Sagen. Nachdem den verbliebenen Vorständen bereits in der Vorwoche gekündigt wurde, wirft nun auch Aufsichtsratschef Thomas Eichelmann das Handtuch.
Wie das Handelsblatt unter Berufung auf Anwaltskreise berichtet, hat der Chefkontrolleur bereits am vergangenen Dienstagabend – kurz nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens – seinen Rücktritt eingereicht. Laut der Wirecard-Geschäftsordnung bestehe eine Niederlegungsfrist von maximal drei Monaten, bis der Rücktritt effektiv in Kraft ist. In Absprache mit Insolvenzverwalter Michael Jaffé könne die Frist jedoch verkürzt werden, heiß es in dem Artikel.
Neben Eichelmann saßen zuletzt noch dessen Vorgänger Wulf Matthias sowie Stefan Klestil, Anastassia Lauterbach und Vuyiswa V. M’Cwabeni im Aufsichtsrat des Zahlungsabwicklers. Klestils Vertrag endet ohnehin am 31. August 2020. Nach Handelsblatt-Informationen ist Lauterbach ebenfalls bereits zurückgetreten, die übrigen Aufsichtsräte wollen es ihr und Eichelmann gleichtun.
Eichelmann selbst war erst im Juni 2019 in den Wirecard-Aufsichtsrat eingezogen und bereits Anfang 2020 zu dessen Vorsitzenden ernannt worden. Laut dem Bericht steht er bislang nicht im Fokus der Münchner Staatsanwaltschaft. Bei den übrigen Aufsichtsratsmitgliedern dürfte das anders aussehen: Speziell Klestil und Matthias saßen über zehn Jahre im Kontrollgremium. Ihre Rolle im Bilanzskandal muss zumindest hinterfragt werden.
Ähnlich schnell wie die Demontage des Top-Managements schreitet bei Wirecard auch der Kursverfall voran. Die Aktie verliert heute erneut bis zu 20 Prozent und fällt zeitweise unter die Marke von 70 Cent. Hier kommen allenfalls noch Pennystock-Zocker auf ihre Kosten.