Bis kurz vor der Insolvenz galt Wirecard vielen als heller Stern am deutschen Tech-Himmel. Ein Gutachten des Insolvenzverwalters zeichnet jedoch ein völlig anderes Bild. Demnach hat der Zahlungsabwickler bereits seit Jahren massive Verluste geschrieben. Ein ähnlich katastrophales Bild gibt die Aktie ab.
Laut dem Bericht des Insolvenzverwalters Michael Jaffé, aus dem unter anderem das Handelsblatt und die Süddeutsche Zeitung (SZ) zitieren, stehen bei Wirecard 26 Millionen Euro an frei verfügbaren Mittel Verbindlichkeiten in Höhe von 3,2 Milliarden Euro gegenüber. Die Liquiditätslücke beträgt 99 Prozent.
Insgesamt habe Jaffé in dem Gutachten über die Lage bei Wirecard Vermögenswerte von 428 Millionen Euro ausgemacht. Unter dem Strich bleibt damit aber immer noch ein Bilanzloch von 2,8 Milliarden Euro (DER AKTIONÄR berichtete). Auf einem Großteil ihrer Ansprüchen werden die Gläubiger also höchstwahrscheinlich sitzen bleiben. Angesichts dieser Dimensionen gebe es auch keine Chancen auf einen Sanierungsplan.
Zehn Millionen Euro pro Woche vernichtet
Aus der Aufstellung gehe zudem hervor, dass Wirecard bereits in den vergangenen Jahren Hunderte Millionen Euro Verlust gemacht hat. Von 99 Millionen Euro im Jahr 2017 sei das Minus bis 2019 auf 375 Millionen Euro gestiegen. In den ersten drei Monaten 2020 seien weitere 86 Millionen Euro hinzugekommen. Kurz vor der Insolvenz habe der Zahlungsabwickler sogar zehn Millionen Euro pro Woche verbrannt, berichtet die SZ.
Ab heute Pennystock
Noch mehr Geld vernichtet hat der nahezu beispiellose Absturz der Wirecard-Aktie nach Bekanntwerden des Bilanzskandals und dem Insolvenzantrag. Am heutigen Freitag verlieren die Papiere weitere 15 Prozent und rutschen damit deutlich unter die Marke von einem Euro. Mit Kursen um 86 Cent ist die Aktie nun endgültig ein Pennystock. Der Talsohle dürfte damit aber noch nicht erreicht sein.