An der Wall Street kennt die Tech-Hausse weiter keine Grenzen. Bestes Beispiel: Lemonade. Nachdem die Aktie des Digitalversicherers am ersten Handelstag 140 Prozent zugelegt hatte, kamen am Montag weitere 17 Prozent hinzu. Zwischenzeitlich waren es knapp 40. Offensichtlich spielen Bewertungen keine Rolle mehr. Hauptsache der Name ist cool.
Lemonade ist ein sogenanntes Insurtech, das Unternehmen bietet in den USA jungen Kunden Versicherungen per Smartphone App an. Das Start-up mit eigener Versicherungslizenz hat nach eigenen Angaben den gesamten Versicherungsprozess digitalisiert. Für eine Deckungszusage brauchen die Algorithmen 90 Sekunden, für die Schadenabwicklung drei Minuten.
Trotz eines starken Wachstums – 2019 hat sich der Umsatz auf 64 Millionen Dollar verdreifacht – ist die Bewertung astronomisch. Mit einem Börsenwert von etwa 4,5 Milliarden Dollar wird jeder Kunde mit circa 6.000 Dollar bewertet. Dabei macht Lemonade stattliche Verluste. 109 Millionen Dollar waren es im letzten Jahr.
Andererseits ist das Marktpotenzial riesig. Bis 2030 werden Millennials allein in Europa eine Milliarde neue Versicherungspolicen abschließen. Lemonade ist seit 2019 auch in Deutschland aktiv, kommt aber hier nur schwerlich voran.
Lemonade ist sehr hoch bewertet – daran bestehen keine Zweifel. Doch das viele Geld in den USA will investiert werden. Der Frage, ob man als Anleger Aktien von Lemonade oder der Deutschen Familienversicherung (dem deutschen Pendant zu Lemonade) kaufen sollte, geht DER AKTIONÄR in seiner nächsten Ausgabe nach.