Am 11. September ist die italienische UniCredit bei der Commerzbank eingestiegen und hat daraufhin über Derivate ihren Anteil auf rund 21 Prozent erhöht. CEO Andrea Orcel scheint sich dabei alle Optionen offenhalten zu wollen, wie ein neues Detail in der Angelegenheit andeutet.
UniCredit hält etwa neun Prozent der Anteile direkt in Commerzbank-Aktien. Der Großteil der Differenz zur Gesamtposition von etwa 21 Prozent, über die die Bank Verfügungsgewalt haben möchte, wird vermutlich durch derivative Finanzinstrumente abgedeckt. Diese Position bringt laufende Gebühren mit sich, die für UniCredit umso teurer werden, je länger unklar bleibt, ob es zu einem öffentlichen Übernahmeangebot und möglicherweise einer Fusion kommen wird. Gleichzeitig ist UniCredit damit auch den Kursschwankungen der Commerzbank-Aktie ausgesetzt: Sollte diese an Wert verlieren, dürfte das auch für UniCredit negative Auswirkungen haben.
Um sich zusätzliche strategische Optionen offenzuhalten und flexibel zu bleiben, hat Orcel sich Berichten zufolge bei der amerikanischen Investmentbank Jefferies abgesichert und weitere Derivategeschäfte abgeschlossen. Laut einem Reuters-Bericht könnte UniCredit so bei Bedarf ihre Position über die 21 Prozent hinaus erhöhen oder auch wieder reduzieren.
Unterdessen hat sich Fabio Panetta, der Gouverneur der italienischen Zentralbank, in die Übernahmediskussion eingeschaltet. Er betonte, dass die EZB eine mögliche Fusion zwischen der italienischen UniCredit und der deutschen Commerzbank allein auf Basis der Stabilität der entstehenden Bank bewerten sollte und nicht aus nationalen Interessen heraus.
Panetta äußerte zudem Zuversicht, dass die EZB-Aufsichtsbehörde, die derzeit über eine Erhöhung der UniCredit-Beteiligung an der Commerzbank auf 29,9 Prozent entscheiden muss, ihre Einschätzung auf eine „objektive Analyse“ stützen werde. Auch die oberste Aufseherin der EZB, Claudia Buch, hatte vergangene Woche betont, dass Entscheidungen solcher Art auf den „Aussichten für Stabilität und Widerstandsfähigkeit“ der betroffenen Banken basieren würden.
Im Übernahmepoker rund um die Commerzbank bleibt es weiterhin spannend. In den letzten Tagen ist der Kurs tendenziell gesunken, liegt jedoch noch klar über der Marke von 16,00 Euro. Übernächste Woche werden die Quartalszahlen erwartet, und es könnte neue Aussagen zu einem möglichen Aktienrückkaufprogramm geben. Die Aktie bleibt kaufenswert, wobei ein Stopp bei 13,00 Euro gesetzt werden sollte.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.
Der Vorstand der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Leon Müller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.