US-Flugzeugbauer Boeing gehört nach einem Kursminus von zehn Prozent am Donnerstag auch am Freitag zu den größten Verlierern im Dow Jones. Die von China angekündigten Gegenzölle auf US-Importe in Höhe von 34 Prozent sorgen für eine Fortsetzung des Sturzflugs. Auch Konkurrent Airbus und Zulieferer der Luftfahrt-Industrie geben stark nach.
China hat vor US-Handelsstart am Freitag eine Reihe zusätzlicher Zölle und Beschränkungen für US-Waren angekündigt (DER AKTIONÄR berichtete). Dies seien Gegenmaßnahmen zu den umfassenden Zöllen, die US-Präsident Donald Trump verhängt hat. Das Finanzministerium in Peking kündigte an, ab dem 10. April zusätzliche Zölle in Höhe von 34 Prozent auf alle US-Waren zu erheben, meldet Reuters.
Bereits ab heute wurden zudem Kontrollen für den Export Seltener Erden in die Vereinigten Staaten verhängt – darunter Samarium, Gadolinium, Terbium, Dysprosium, Lutetium, Scandium und Yttrium.
Die Gegenzölle treffen vor allem Boeing. Denn der US-Konzern liefert Flugzeuge auch nach China, erhält von dort zudem hochwertige Verbundwerkstoff-Teile und -Baugruppen für die Luft- und Raumfahrt, darunter Primär- und Sekundärstrukturen und Innenraum-Komponenten für Verkehrsflugzeuge.
Nach der Corona-Krise und den damit verbundenen Störungen in den Lieferketten sind Passagier-Jets bereits ohne den Zollstreit ein knappes Gut geworden: Wegen massiver Herstellungs- und Zulassungsprobleme ist insbesondere Boeing mit seinen Lieferungen im Vollzug, sodass zahlreiche Fluggesellschaften wie Lufthansa oder Ryanair händeringend auf neue Flugzeuge warten. Beim europäischen Konkurrenten Airbus sind die Auftragsbücher so voll, dass neue Aufträge meist nicht mehr in diesem Jahrzehnt ausgeliefert werden können.
Das Hersteller-Duopol beherrscht bislang den Weltmarkt, beide Unternehmen nutzen Zulieferer vom jeweils anderen Kontinent. "Diese transatlantischen Zölle nutzen ausschließlich unseren Konkurrenten. Somit bremst der Westen seine eigene Wettbewerbsfähigkeit", sagte die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrt-Industrie (BDLI), Marie-Christine Hahn, am Donnerstag.
Die Boeing-Aktie gab bereits am Donnerstag um mehr als zehn Prozent auf nur noch 150,91 Dollar nach. Vorbörslich verliert der Dow-Wert weitere sechs Prozent und rutscht im Premarket unter 142 Dollar. Charttechnisch wartet erst unter der 138-Dollar-Marke eine Unterstützung. Dort hatte die Boeing-Aktie ihr 2024er-Jahrestief markiert – das tiefste Niveau seit Oktober 2022.

Auch die Produzenten von Triebwerken für Verkehrsflugzeuge gehören am Freitag zu den großen Verlierern an der Börse. Boeing-Lieferant Rolls-Royce verliert an der Heimatbörse London zeitweilig über zehn Prozent, MTU Aero Engines ist mit einem ähnlichen Abschlag am frühen Nachmittag Schlusslicht im DAX.
Trumps Strafzölle wirbeln internationale Handelsbeziehungen durcheinander, führen zu sehr negativen Auswirkungen auch für die Luftfahrtindustrie und den internationalen Luftverkehr. Der US-Konzern Boeing ist besonders stark betroffen, die Zölle betreffen eine Vielzahl von Flugzeug-Teilen und verteuern dadurch auch die Flugzeuge insgesamt.
Konkurrent Airbus ist ähnlich aufgestellt, produziert jedoch hauptsächlich in Europa. Die Airbus-Aktie bleibt im Flugzeug-Sektor der Favorit von DER AKTIONÄR.
Auch Rolls-Royce und MTU Aero Engines sind laufende Empfehlungen des AKTIONÄR. Engagierte Anleger beachten die Stopp-Marken bei 6,80 Euro bzw. 280,00 Euro.