Die anhaltende Debatte in der Politik über den Umgang mit dem geplanten Facebook-Coin Libra und anderen Kryptowährungen lastet schwer auf den Kursen von Bitcoin & Co. Nach dem erneuten Rückfall unter die psychologisch wichtige Marke von 10.000 Dollar Dollar lässt die Stabilisierung der digitalen Leitwährung weiter auf sich warten.
Im Zuge der Debatte um die Krypto-Pläne von Facebook haben sich weitere hochrangige Politiker kritisch geäußert. Am Dienstag hatte US-Finanzminister Steven Mnuchin vor dem Missbrauch von Libra durch Geldwäscher und zur finanziellen Unterstützung von Terroristen gewarnt.
Auch hinsichtlich Bitcoin und anderen Kryptowährungen hat er die skeptische Haltung von Präsident Donald Trump bestätigt und auf die Gefahr von kriminellen Machenschaften verwiesen. Er sprach in diesem Zusammenhang sogar von einer „Frage der nationalen Sicherheit“.
„Gefahr für den Euro“
Auch hierzulande wächst der Widerstand gegen eine Digitalwährung von Facebook. Die BILD-Zeitung hatte am Dienstag aus einem internen Dokument des Bundesfinanzministeriums zitiert, in dem Libra sogar als potenzielle Bedrohung für den Euro bezeichnet wird. Gemeinsam mit der Bundesbank wolle man prüfen, wie man dessen Etablierung verhindern kann, hieß es dort weiter.
Inzwischen hat sich Bundesfinanzminister Olaf Scholz auch offiziell zu Wort gemeldet: „Die Herausgabe einer Währung gehört nicht in die Hände eines Privatunternehmens, denn sie ist ein Kernelement staatlicher Souveränität.“ Das einzige gesetzliche Zahlungsmittel im Euro-Raum sei und bleibe der Euro.
Facebook bemüht sich um Mäßigung
Im Rahmen einer Anhörung vor dem US-Senat versuchte der zuständige Facebook-Manager David Marcus am Dienstag, die Wogen zu glätten. Libra konkurriere nicht mit nationalen Währungen und werde sich gängiger Aufsicht zum Beispiel gegen Geldwäsche unterwerfen. Da die Libra Association, die das System verwalten soll, in Genf angesiedelt wird, solle sie von der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma beaufsichtigt werden. Mit ihr seien erste vorbereitende Gespräche geführt worden, sagte Marcus.
Darüber hinaus gab er zu bedenken, dass bei zu langem Zögern die Vorreiterrolle der USA in Gefahr sei. „Ich bin überzeugt, wenn Amerika nicht die Innovationen bei digitalen Währungen und Bezahlsystemen anführt, werden das andere tun“, so Marcus- Und dann werde man bald eine Digitalwährung sehen, „die von anderen kontrolliert wird, deren Werte drastisch anders sind.“
Die zweitägige Anhörung wird am heutigen Mittwoch (17. Juli) fortgesetzt.
Warten auf den Rebound
Trotz großer technischer Unterschiede haben Bitcoin und viele Altcoins in den letzten Monaten positiv auf Meldungen über das Krypto-Projekt von Facebook reagiert. Der Einstieg des Milliardenkonzerns sorgt für eine höhere Sichtbarkeit und Akzeptanz von Kryptowährungen im allgemeinen, so die Hoffnung.
Nicht zuletzt dank dieser Fantasie hatte der Bitcoin seit Jahresanfang in der Spitze bis zu 270 Prozent zugelegt. Die aktuelle Regulierungsdebatte rund um Libra wirkt nun zunächst aber in die entgegengesetzte Richtung. Bereits zum zweiten Mal in diesem Monat ist der Bitcoin-Kurs am Dienstag unter die wichtige 10.000-Dollar-Marke gefallen. Im Vergleich zum ersten Mal lässt der Rebound diesmal aber auf sich warten. Stattdessen trudelt der Kurs am Mittwoch immer weiter in Richtung 9.000 Dollar.
Auch wenn die technischen Indikatoren überwiegend bullish bleiben: Angesichts der anhaltenden Unsicherheit hält der AKTIONÄR aktuell auch eine ausgeprägtere Korrektur für möglich.
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Autor Nikolas Kessler hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Bitcoin.
Mit Material von dpa-AFX.