Es scheint nicht übertrieben, vom wichtigsten Termin des Jahres für die Allianz zu sprechen, wenn der Versicherer am Freitag seinen Quartalsbericht vorstellt. Die Anleger erwarten Antworten auf Fragen wie das Ausmaß der Flutkatastrophe, die möglichen Folgen der Milliardenklagen in den USA sowie die Wiederaufnahme von Aktienrückkäufen.
Nach Einschätzung vieler Experten dürfte die Allianz ist nach dem zweiten Quartal auf einem guten Weg sein, trotz allem ihr Gewinnziel für 2021 zu erreichen. Das gut laufende operative Geschäft würde wohl auch eine Erhöhung des Ausblicks hergeben, doch die Entwicklung in den USA in Zusammenhang mit den Structured Alpha Fonds dürfte Finanzvorstand Giulio Terzariol davon abhalten. Die Belastungen durch die Flut in Deutschland und andere Katastrophen sollten hingegen nicht so groß sein.
Die Investoren werden vor allem mehr Details zu den Klagen in den USA erwarten. Konzernchef Oliver Bäte warnte am letzten Sonntag vor einem "relevanten Risiko" und "erheblichen Auswirkungen" auf künftige Ergebnisse – ohne konkret zu werden(DER AKTIONÄR berichtete). Seitdem hat die Aktie rund zehn Prozent an Wert verloren.
Gespannt darf man sein, ob der Konzern Anpassungen an seinem Ausblick für das Gesamtjahr vornimmt. Der Konzern rechnet bislang mit einem operativen Gewinn von 12 Milliarden Euro nach 11,86 Milliarden im Vorjahr, wobei Abweichungen um jeweils 1 Milliarde Euro nach oben oder unten möglich sind.
Für das zweite Quartal erwarten die Analysten laut Bloomberg einen operativen Gewinn von gut drei Milliarden Euro, was einer einem Plus von 19 Prozent gegenüber dem von Corona geprägten Vorjahreszeitraum entspräche.
Des Weiteren weckt die anhaltend hohe Kapitalausstattung stets Begehrlichkeiten nach der Wiederaufnahme von Aktienrückkäufen. Der Konzern hatte im vergangenen Jahr das wegen der Pandemie zunächst ausgesetzte Aktienrückkaufprogramm über 1,5 Milliarden Euro endgültig beendet und den noch ausstehenden Teil von 750 Millionen Euro nicht mehr ausgeführt. Gibt es ein neues, ist die entscheidende Frage.
Positive News wären angebracht, denn aus technischer Sicht gibt die Allianz kein gutes Bild ab. Nach der Hiobsbotschaft aus den USA durchbrach die Aktie die wichtige 200-Tage-Linie und erreichte gestern die Unterstützung bei 190 Euro. Sollte die nicht halten, gibt es noch eine signifikante Haltelinie bei 186 Euro. Kann der Abwärtstrend auch dort nicht gestoppt werden, droht ein Rücksetzer in den Bereich von 170.
Die Allianz muss schnell die Kurve bekommen, um nicht mehr Schaden im Aktienkurs anzurichten. Der Quartalsbericht an diesem Freitag wäre eine gute Gelegenheit mit guten Neuigkeiten anzufangen. Mehr zum Versicherer lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des AKTIONÄR, die Sie hier bequem herunterladen können.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Allianz.