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14.11.2014 ‧ Werner Sperber

Rocket Internet/Zalando: Dreist wie am "Neuen Markt"; Börsenwelt Presseschau IV

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Die Experten der Actien-Börse schimpfen: " Dreister geht es nicht!" und "Das Chance/Risiko-Verhältnis bei der Rocket Internet AG wie auch bei der Zalando SE ist weiterhin nicht zu vertreten und weckt bei uns starke Erinnerungen an den Neuen Markt."

Rocket Internet ist vom Bankenkonsortium bestehend aus der Berenberg Bank, J.P.Morgan, Morgan Stanley und der Deutschen Bank an die Börse gebracht worden. Bei Zalando waren es Credit Suisse, Goldman Sachs und ebenfalls Morgan Stanley.

Die Kollegen aus dem gleichen Haus, in diesem Fall dem Frankfurter Börsenbrief, schreiben weiter: Bei Rocket Internet gaben diese sogenannten Bookrunner an, Anleger hätten zehnmal mehr Aktien verlangt als angeboten worden sind. Die sogenannte Mehrzuteilungsoption haben diese Banken allerdings nicht an Investoren verkaufen können und halten diese Aktien nun notgedrungen selber in ihren Depots. Rocket Internet erlöste deshalb aus dem Initial Public Offering (IPO) anstatt 1,6 Milliarden Euro nur 1,4 Milliarden Euro. Nun dürfen diese Banken Studien zu Rocket Internet veröffentlichen und das haben sie zu Wochenbeginn auch gemacht. Mit Ausnahme der Analysten der Deutschen Bank, allerdings zusätzlich dafür mit einem Analysten von Goldman Sachs, haben die Analysten der anderen Banken die Aktie von Rocket Internet zum Kauf empfohlen. Danach schafften es die Banken einen Großteil der ungeliebten Aktien von Rocket Internet an private Anleger zu entsorgen. Das erinnert an die Ereignisse um "Star-Analyst" Henry Blodget, der um die Jahrtausendwende intern Aktien von Technologie-Unternehmen als "Stücke Scheiße" bezeichnete, sie aber extern in höchsten Tönen zum Kauf empfahl. Markus Iwar, Analyst von Goldman Sachs, riet wohl aus einem anderen Grund zum Kauf: Eine Hand wäscht die andere. Iwar betreute Lorenzo Grabau, der zuvor 17 Jahre bei Goldman Sachs tätig war, als Grabau bei Kinnevik zu arbeiten begann. Kinnevik wiederum ist Großaktionär von Rocket Internet und Zalando. Grabau ist deshalb auch Aufsichtsrats-Vorsitzender von Rocket Internet. Peter Kimpel war von 1992 bis 2014 bei Goldman Sachs beschäftigt und ist nun Finanzvorstand von Rocket Internet.

Beim Börsengang von Zalando gilt ähnliches. Das Unternehmen nahm beim IPO anstatt 605 Millionen nur 526 Millionen Euro ein. Morgan Stanley musste in den ersten Wochen danach den Kurs stark stützen. Nach dem Ende dieser sogenannten "quiet period" von 40 Tagen nach dem Börsengang brachte Morgan Stanley eine Kauf-Studie zu Zalando heraus, wobei Analyst Anisha Singhal neben Lob in höchsten Tönen wenigstens so ehrlich war, Zalando als riskantes Investment zu titulieren.

Wer mit Derivaten auf sinkende Kurse Geld verloren hat, den wird es in einigen Jahren nicht trösten, dass die Wahrheit über diese "Studie" ans Licht kommt. Sturheit ist an der Börse selten ein guter Berater. In diesem Fall gilt das allerdings nicht. Beide Titel sind so hoffnungslos überbewertet, dass das Platzen der Blase und der Kursabsturz keine Frage des "ob", sondern nur des "wann" ist. Wenn die Kehrtwende eingeleitet ist, würden entsprechende Derivate kommentarlos zum Kauf empfohlen.

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