Der komplette Shutdown der Kreuzfahrtbranche ist vorbei: Wie geplant hat "Mein Schiff 2" von Hamburg aus abgelegt, berichtet das ARD-Morgen-Magazin. Es gehört der Reederei TUI Cruise, einem Gemeinschaftsunternehmen des deutschen Reisekonzerns TUI und der amerikanischen Royal Caribbean Cruises, des weltweit zweitgrößten Kreuzfahrtkonzerns. Die Gäste an Bord werden allerdings schnell feststellen, dass die "neue Normalität" spürbar von der "früheren Realität" abweicht. Die TUI-Aktie verliert in einem schwachen Gesamtmarkt weiter an Boden.
Die erste Fahrt führt nach Norwegen, dauert lediglich drei Tage und endet wieder in Hamburg. Aus Sicherheitsgründen begrenzt TUI Cruises die Kapazität an Bord auf maximal 60 Prozent. Doch mit der Vor-Corona-Zeit hat die aktuelle Tour wenig gemeinsam. Buffets mit Selbstbedienung wird es auf der Reise nicht geben, an den Bars werden die Sitzplätze gesperrt, Poolparties fallen aus, das Unterhaltungsprogramm wird „klein, aber fein“ und auch Sauna-Gänge sind zunächst verboten, so TUI-Cruises.
Darüber hinaus sind die bei See-Reisenden äußerst beliebten Landgänge gestrichen. Und die weiteren drei- bis viertägigen Kurzreisen im August bestehen ebenfalls ausschließlich aus Seetagen. Die Reederei spricht daher - sprachbildlich korrekt - von „Blauen Reisen“.
Alle Schiffs-Touren von deutschen Häfen werden in diesem Rahmen ablaufen - ohne Hafenstopps, mit deutlich reduzierter Passagierkapazität und mit einer Vielzahl von Corona-Regeln. Bevor ein Schiff wieder mit Passagieren in See sticht, wird dort zunächst die Crew in eine 14-tägige Quarantäne geschickt. Wie fragil die Situation weiterhin ist, zeigt die Tatsache, dass TUI Cruises die für den 31. Juli geplante, erste Kurzreise ab Kiel wieder canceln musste. Offenbar haben Reisebeschränkungen dazu geführt, dass nicht alle Crew-Mitglieder rechtzeitig zum Schiff kommen konnten. Jetzt soll es in Kiel am 3. August losgehen.
Bis zum Ausbruch der Corona-Krise waren Kreuzfahrten der Umsatz-und Wachstumstreiber schlechthin für die Tourismus-Unternehmen: Mehr als zweieinhalb Millionen Passagiere wurden 2019 laut Clia, dem Weltverband der Kreuzfahrt-Industrie, allein in Deutschland gezählt – doppelt so viele wie vor einer Dekade. Zur Einordnung: Weltweit gingen im vergangenen Jahr 30 Millionen Gäste an Bord. 2020 sollten eigentlich über 32 Millionen Reisende Glücksgefühle und Spaß auf den Ozean-Riesen erleben. Dieses Szenario fiel jedoch der Corona-Pandemie zum Opfer.
Die TUI-Aktie notiert aktuell unter der Unterstützungszone um 3,90 Euro, die zuletzt mehrfach verteidigt werde konnte. Sollten die Papiere auch unter die Horizontale bei 3,70 Euro fallen, ist dies aus charttechnischer Sicht ein Verkaufssignal. Gelingt der Aktie hingegen der Sprung über die 50-Tage-Line bei 4,47 Euro hellt das Chartbild deutlich auf.Trotz des zarten Neuanfangs mit Mini-Kreuzfahrten: Bei TUI bestehen erhebliche Unsicherheiten über die Zukunft. Anleger sollten sich derzeit weder auf der Long- noch auf der Short-Seite positionieren.