Wer sich den Kursverlauf der vergangenen Monate bei der Steinhoff-Aktie anschaut, könnte zum Schluss gelangen, es mit einem vielversprechenden Turnaround-Kandidaten zu tun zu haben. Doch noch immer brodeln im Hintergrund einige Angelegenheiten, die der von einem Milliarden-Bilanzskandal schwer erschütterten Holding-Gesellschaft das Genick brechen könnten.
Eigentlich hat sich Steinhoff mit seinen Gläubigern geeinigt. Ein Gericht in Amsterdam hat dem globalen Vergleich bereits zugestimmt. Steinhoff-Chef Louis du Preez sprach von einem „Meilenstein“.
Das Problem: In Südafrika steht eine entsprechende Zustimmung noch aus. Die ehemaligen Eigner der Schuhkette Tekkie Town haben die Liquidation Steinhoffs beantragt. Die Kläger hatten vor dem großen Skandal für den Verkauf ihres Unternehmens Steinhoff-Aktien erhalten – und wollen nun einen Ausgleich für den entstandenen Schaden. In Südafrika hat ein Gericht beschlossen, sich mit dem Fall zumindest näher zu beschäftigen.
Nach dem Vergleich ist vor dem Vergleich?
Steinhoff versucht höchstwahrscheinlich, die Angelegenheit an verschiedenen Fronten zu beenden. Einmal natürlich vor dem eigentlichen Gericht. Außerdem wohl durch einen Gang vors Verfassungsgericht. Und womöglich durch fortgeführte Verhandlungen mit den Tekkie-Klägern.
Morgen könnte es bezüglich der Entwicklungen vor Gericht mal wieder Neuigkeiten geben.
Sollte es Steinhoff letztendlich nicht gelingen, auch das Problem mit den Tekkie-Klägern zu lösen, könnte das schlimmstenfalls zur Liquidierung Steinhoffs führen. Damit wäre ein globaler Vergleich wohl letztendlich doch noch gescheitert. Für Anleger wäre das eine Katastrophe, die Totalverlust bedeuten könnte.
Ein Erfolg wäre wiederum keine Garantie für einen signifikant steigenden Kurs. Unter anderem ist ein positiver Ausgang womöglich bereits eingepreist. Zudem schiebt Steinhoff eine Milliarden-Schuldenlast vor sich her. Seriöse Investoren werden die Aktie jedenfalls kaum anfassen, solange sich Unternehmenswert und Risiko nicht einigermaßen sicher beziffern lassen. Und selbst im besten Fall gibt es attraktivere Investments als eine Holding-Gesellschaft mit Beteiligungen an diversen Einzelhandelsketten.
Ein erfolgreicher Abschluss des Vergleichskapitels ist für Steinhoff überlebenswichtig. Das letzte Wort dazu wird in Südafrika gesprochen. Der Streit mit den Tekkie-Klägern ist die letzte Schlacht, die es auf die eine oder andere Art erfolgreich zu bestehen gilt. Erst dann könnte Steinhoff-Chef du Preez das nächste große Thema in Angriff nehmen: das Aushandeln besserer Konditionen für die Milliarden-Schuldenlast, die Steinhoff zu erdrücken droht. Das heutige Kursminus von zeitweise rund vier Prozent ist vor diesem Hintergrund zu vernachlässigen und gehört zu den üblichen Schwankungen bei dem äußerst volatilen Zockerwert. DER AKTIONÄR rät von der Steinhoff-Aktie ab.