Nach dem Tod einer jungen Frau, die mitten in der Nacht auf dem Heimweg zusammengebrochen war, ist schon der zweite Pinduoduo-Angestellte in den vergangenen zwei Wochen verstorben. Diesmal handelt es sich um Selbstmord. Das verstärkt die Diskussion um die Arbeitsbedingungen bei der chinesischen E-Commerce-Größe. Der Kurs der Aktie fällt.
Am Wochenende ist ein Arbeiter von einem Hochhaus in den Tod gesprungen. Das bestätigte Pinduoduo. Der Hintergrund ist unklar. Auffällig jedoch: Es ist der zweite Todesfall innerhalb kurzer Zeit. Die verstorbene Frau hatte sich vor ihrem Tod laut der chinesischen Plattform Caixin in einem Social-Media-Beitrag beklagt: „Die kapitalistische Revolution hat die einfachen Leute wirklich verschlungen.“ Der Fall hatte in China für Aufsehen gesorgt. Die Arbeitsbedingungen bei Pinduoduo werden bereits untersucht.
Zudem hat sich zu Wochenbeginn ein Bote des Alibaba-Lieferdienstes Ele.me selbst angezündet und musste mit Verbrennungen ins Krankenhaus, berichtet ebenfalls Caixin. Es habe sich womöglich um eine Protestaktion wegen einer ausstehenden Lohnzahlung gehandelt.
Bereits in der Vergangenheit hatte es immer wieder Diskussionen über die Arbeitsbedingungen in Asien gegeben. Vor zehn Jahren erschütterten Selbstmord-Fälle in Taiwan beim Apple-Zulieferer Foxconn die Öffentlichkeit. In China gibt es für Angestellte inzwischen eigentlich eine 44-Stunden-Woche mit mindestens einem Ruhetag. Die Realität sieht aber bisweilen anders aus.
Die laufende Untersuchung der Arbeitsbedingungen bei Pinduoduo dürfte auch Teil der angekündigten strengeren Regulierung von Internet-Unternehmen in China sein.
Pinduoduo ist trotz ambitionierter Bewertung eine laufende Empfehlung. Ob der schwache Wochenstart der Aktie auf die Diskussion um die Arbeitsbedingungen zurückzuführen ist, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Klar ist aber: Die Fälle werfen kein gutes Licht auf das Unternehmen. In einer Zeit, in der nicht zuletzt bei institutionellen Investoren auch soziale Kriterien bei der Aktienauswahl zunehmend eine Rolle spielen, wären sowohl Pinduoduo als auch Ele.me gut beraten, die Angelegenheit nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.