Erst gab es nur Gerüchte, inzwischen ist es offiziell: Chinas Regierung knüpft sich nach Alibaba auch einen Konkurrenten des Konzerns vor. Gegen Meituan wurde eine Untersuchung wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das Wettbewerbsrecht eingeleitet. Das dürfte aus mehreren Gründen auch eine Erholungsbewegung bei Tencent bremsen.
Meituan wird unter anderem vorgeworfen, seinen Geschäftspartnern unerlaubte Exklusivvereinbarungen aufgedrängt zu haben. Basierend auf der Strafe für Alibaba wird damit gerechnet, dass der Liefer-Riese womöglich knapp 710 Millionen Dollar Strafe zahlen muss.
Meituan musste bereits aufgrund unzulässiger Subventionen eine Strafe zahlen und wurde in mehreren Gerichtsverfahren wegen unlauteren Wettbewerbs zu Schadensersatz verurteilt. In einem Analysten-Statement weist Nomura darauf hin, dass Meituan solche Praktiken inzwischen allerdings nicht mehr nötig habe.
Tencent steckt drin
Rund 20 Prozent von Meituan gehören Tencent. Zudem könnten auch Tencent selbst und weiteren Beteiligungen des Konzerns (darunter JD.com Pinduoduo und Visphop.com) Untersuchungen drohen.
Die Situation bei Meituan ist ähnlich wie vor einigen Wochen bei Alibaba, das mit Ele.me seinen eigenen Lieferdienst hat. Anleger haben die Negativnachricht vom Wochenauftakt anscheinend bereits verdaut. Angesichts der fortgeschrittenen Korrektur dürfte inzwischen bei chinesischen Internet-Aktien viel eingepreist sein. Eine grundsätzliche Unsicherheit bleibt allerdings. Meituan hat jüngst eine 10-Milliarden-Dollar-Offensive angekündigt (mehr dazu in der aktuellen AKTIONÄR-Ausgabe, Seite 26) und ist grundsätzlich ein interessantes Unternehmen, das in den vergangenen Quartalen eine hohe Kursdynamik vorweisen konnte. Es gibt aber China-Unternehmen, die besser diversifiziert sind und weniger risikoreich wirken.