Der nächste Abgang bei Chinas einstigem Starbucks-Herausforderer: Aufgrund des Skandals um gefälschte Bilanzen mussten bereits mehrere mutmaßliche Verantwortliche ihre Posten bei Luckin Coffee räumen, darunter auch Mitglieder der Führungsebene. Nun gibt ein Mitglied aus dem Untersuchungsausschuss seinen Posten auf.
Nach weniger als drei Monaten tritt Tianruo Pu aus persönlichen Gründen zurück, berichtete Luckin Coffee am heutigen Freitag. Pu war Teil des dreiköpfigen Untersuchungsausschusses, der im Unternehmen die Aufräumarbeiten nach dem Bilanzbetrug beaufsichtigt.
Luckin ist auf der Suche nach einem neuen, unabhängigen Mitglied für das Team. Die Untersuchung dauert an.
Umsätze, Kosten und sogar Personal vorgetäuscht
Das Wall Street Journal hat inzwischen berichtet, dass der ehemalige Luckin-Chairman Lu Zhengyao, auch bekannt als Charles Lu, wohl zu den Drahtziehern des Betrugs gehörte. Lu besaß auch einen wesentlichen Teil der Luckin-Aktien. Dem Bericht zufolge hatte er mit anderen Personen Verkäufe über eigens dafür gegründete Firmen fingiert. Außerdem wurden offenbar über eine fiktive Luckin-Angestellte zig Millionen Dollar an Kosten für Rohstoffe und Personal in Rechnung gestellt. Gelder wurden in diesem System anscheinend mehrfach verschoben, um so Umsätze und Ausgaben aufzublasen. Der Betrug soll bereits kurz vor dem Börsengang begonnen haben.
Anfang Juni hatte der Luckin-Coffee-Kurs nach einem extremen Absturz plötzlich auf bis zu 6,79 Dollar zugelegt. DER AKTIONÄR schrieb: „Die Aktie ist derzeit ein reiner Spielball für Spekulanten und daher kein Kauf.“ Inzwischen ist der Kurs wieder auf unter vier Dollar abgerutscht.
Im Januar, als der Betrug noch nicht bekannt war, hatte eine Luckin-Aktie zeitweise mehr als 50 Dollar gekostet.
Eine seriöse Einschätzung zur Substanz des Unternehmens und der weiteren Aussichten ist derzeit nicht möglich. Die Aktie ist dementsprechend kein Kauf.