Gerüchte gab es schon seit Wochen. Nun ist es (mehr oder weniger) offiziell: Der chinesische E-Commerce- und Tech-Konzern JD.com strebt eine Zweitnotierung in Hongkong an. Ein entsprechender Antrag sei bereits an der dortigen Börse eingegangen, berichtet Bloomberg unter Berufung auf Insider. DER AKTIONÄR erklärt die Hintergründe.
Mindestens zwei Milliarden Dollar soll der Börsengang dem Bericht zufolge einbringen. Bei JDs derzeitiger Marktkapitalisierung von rund 64 Milliarden Dollar an der US-Börse Nasdaq entspräche das einer Verwässerung von rund drei Prozent.
In ähnlicher Relation bewegte sich Ende vergangenen Jahres bereits Alibabas Zweitlisiting. Damals wurden – bei einer Marktkapitalisierung von etwa 500 Milliarden Dollar – durch die Ausgabe neuer Anteile in Hongkong rund 13 Milliarden eingenommen.
Unabhängiger und liquider
Der Börsengang könnte noch dieses Jahr erfolgen, hieß es. Die Gründe für JDs Schritt dürften denen Alibabas gleichen: Das Unternehmen wird tendenziell für asiatische Investoren attraktiver und macht sich von den USA unabhängiger.
Im Zusammenhang mit dem Handelskonflikt war vergangenes Jahr spekuliert worden, die US-Regierung könnte im Extremfall chinesische Anteile von ihren Börsen verbannen.
Honkongs Börse hatte jahrelang Unternehmen von Handel ausgeschlossen, bei denen Investoren nicht das übliche Mitspracherecht haben. Diese Regeln wurden aber gelockert, um im Wettbewerb der internationalen Handelsplätze nicht weiter ins Hintertreffen zu geraten.
Ganz überraschend kommt die Nachricht nicht. DER AKTIONÄR hatte zu JD.com bereits Anfang April in Ausgabe 15/20 notiert: „Außerdem strebt das Unternehmen, das bislang nur in den USA gelistet ist, womöglich eine Zweitnotierung in Hongkong an.“ Trotz leichter Verwässerung überwiegen für Anleger die Vorteile: JD nimmt zusätzliches Kapital ein und es kommen neue Kaufinteressenten hinzu. Der Alibaba-Kurs war nach der Zweitnotierung in Hongkong mehrere Wochen deutlich gestiegen.
Sowohl Alibaba als auch JD.com sind laufende AKTIONÄR-Empfehlungen. Alibaba ist zudem im WANT-Index vertreten.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Alibaba, JD.com.