Die verpasste Deutsche Meisterschaft von Borussia Dortmund hat nicht nur den Verein und die Fans in tiefe Trauer gestürzt. Auch bei den Anlegern des Fußballclubs herrscht an der Börse am Pfingstmontag totale Ernüchterung: Die BVB-Aktien stürzen zeitweilig um mehr als 30 Prozent auf den tiefsten Stand seit sechs Wochen ab. Und nun?
Der Schock steckt den Dortmundern auch nach einer Nacht mit wenig Schlaf noch tief in den Knochen. "Dieser Spieltag wird uns sehr lange wehtun", hatte Trainer Edin Terzic nach dem 2:2 gegen den FSV Mainz 05 gesagt. Bei einem Sieg hätte der BVB den Titel sicher gehabt, so jubelte wieder der große Rivale aus dem Süden.
BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke äußerte sich nach der verpassten Meisterschaft am Sonntag gegenüber dem Kicker: "Es schmerzt sehr. Ich mache diesen Job schon lange, aber gestern hat es sich noch schlimmer angefühlt als das verlorene Champions-League-Finale 2013." Damals hatte der BVB gegen Bayern München 1:2 verloren.
Viele Tränen
Rückblende: Nachdem der Bundesliga-Konkurrent Bayern München am Samstag vor einer Woche sein Heimspiel gegen RB Leipzig verloren hatte, hatte es der BVB in eigener Hand, am Wochenende nach elfjähriger Pause wieder Deutscher Meister zu werden. Doch der BVB schaffte es am Samstag mit einem Unentschieden gegen Mainz nicht, den Bundesligatitel einzutüten. Den Bayern gelang derweil der Pflichtsieg und damit die elfte Meisterschaft in Serie.
Die Bilder des 27. Mai 2023 wird in Dortmund so schnell wohl niemand vergessen. Als feststand, dass die Borussia erneut gescheitert war, brachen Spieler und Fans in Tränen aus. Der Trainer weinte vor der Südtribüne, auf der er früher selbst den BVB angefeuert hatte. Die Dortmunder Fans feierten ihn jedoch mit Sprechchören. Der 40-Jährige trägt die Borussia im Herzen, hat das Zeug zum Kult-Coach à la Jürgen Klopp. Bei aller Trauer über die verpasste Mega-Chance kündigte Terzic schon den nächsten Titel-Angriff an.
An der Börse will von einem Angriff heute noch niemand etwas wissen. Im Gegenteil: Die BVB-Aktie sackt am Pfingstmontag im Xetra-Handel zeitweilig um über 30 Prozent ab auf 4,03 Euro – das tiefste Niveau seit Mitte April.
In den vergangenen Tagen hatten die Anleger bereits vorgefeiert und die Vereins-Aktien binnen einer Woche um 32 Prozent nach oben geschoben. Mit 5,93 Euro wurde das höchste Niveau seit Herbst 2021 erreicht. Nun verliert der Small Cap mehr als in der Hoffnungsrally gewonnen wurde.
Guerreiro geht
Zudem ist auch die Entscheidung über die Zukunft von Raphael Guerreiro gefallen. Der 29 Jahre alte portugiesische Nationalspieler wird Borussia Dortmund verlassen. "Nach 7 tollen Jahren ist es für mich an der Zeit, mit jeder Menge Traurigkeit Goodbye zu sagen", schrieb Guerreiro am Sonntagabend auf seinem Instagram-Account. Wohin es ihn zieht, teilte er nicht mit.
Er habe in Dortmund die Chance gehabt, mit einigen fantastischen Spielern zusammenzuspielen. "Diese Abschiede sind angesichts des Nervenkitzels, den ich beim Spielen in diesem wunderbaren Stadion empfand, offensichtlich die schwersten meiner Karriere", so Guerreiro.
Der Kurssturz am Montag folgt auf die sportliche Enttäuschung, erscheint jedoch übertrieben. Denn finanziell wird sich die verpasste Meisterschaft kaum auswirken. Der BVB wird die Schmach in der Sommerpause verkraften und wohl mit neuem Elan in die neue Bundesliga- und Champions League Saison starten.
Engagierte Anleger halten der BVB-Aktie die Treue. DER AKTIONÄR hatte den Wert im Dezember 2022 zum Kauf empfohlen und dabei eine Stop-Loss-Marke von 3,60 Euro ausgegeben.
(Mit Material von dpa-AFX)