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10.12.2017 Fabian Strebin

Wüstenrot & Würrtembergische: Langweilig? Von wegen!

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W+W

Die Wüstenrot Bausparkasse kennt aus der Werbung jedes Kind. Die wenigsten wissen allerdings, dass die Wüstenrot und Württembergische (W&W) börsennotiert ist. Der Allfinanzkonzern bietet neben Bausparpodukten – hier ist er in Deutschland mit einem Marktanteil nach gebuchten Bruttobeiträgen von 14,2 Prozent die unangefochtene Nummer 2 – vor allem Versicherungen an. Bedeutend sind insbesondere Sachversicherungen. Die Württembergische Versicherung kommt im stark zersplitterten Markt mit einem Anteil von 2,5 Prozent auf den 12. Rang. Das Segment Asset Management rundet das Angebot ab. Das Unternehmen unterhält einen Multikanalvertrieb über Banken, Makler und Versicherungen sowie über eigene Onlineplattformen. Zudem strebt es ein Cross-Selling bei Kunden an. Dort besteht noch deutliches Potenzial: Bisher hat nur ein Fünftel der Kunden der Bausparkasse Produkte aus der Versicherungssparte und umgekehrt.

Vor Rekordergebnis

Die Entwicklung der ersten neun Monate 2017 kann sich mehr als sehen lassen: Der Versicherer fuhr mit annähernd 215 Millionen Euro 35 Millionen Euro mehr als im Vorjahreszeitraum ein. Dazu beigetragen haben vor allem die Sachversicherung und der Verkauf einer Beteiligung an der V-Bank. Allerdings bedeutet das nicht, dass es sich beim Gewinn um eine Eintagsfliege handelt. Denn mit stillen Reserven von mehreren Milliarden Euro hat die W&W noch einige Beteiligungen, die sich versilbern lassen. Laut Bankhaus Lampe hat der Konzern Bewertungsreserven von fast sechs Milliarden Euro. Die Vergangenheit zeigt, dass der Vorstand davon auch Gebrauch macht. Für 2017 wird indes ein Ergebnis deutlich über dem Vorjahreswert von 235 Millionen Euro in Aussicht gestellt.

Eine echte Perle

Außerdem ist der Konzern im Bereich der Schaden- und Unfallversicherung sehr gut aufgestellt. Mit einem Combined Ratio von 84,0 Prozent im ersten Halbjahr ergab sich nicht nur ein neuer unternehmensinterner Rekord. Es ist auch der beste Wert in der deutschen Branche, die im Schnitt nur auf 93,6 Prozent kam. Das Combined Ratio ist eine wesentliche Kennzahl zur Beurteilung der Profitabilität von Schaden - und Unfallversicherern. Es setzt die Summe aus Schadenszahlungen und Abschluss- sowie Verwaltungskosten ins Verhältnis zu den eingenommenen Prämien. Werte unter 100 Prozent bedeuten, dass ein Überschuss entsteht. So ist es wenig verwunderlich, dass der Bereich in den ersten neun Monaten den Gewinn um nahezu ein Drittel auf 109 Millionen Euro steigern konnte. Aufgrund der guten Risiko­selektion und der konservativen Zeichnungspolitik sollte die hervorragende Position auch mittelfristig zu halten sein. Das Prämienwachstum konnte in der ersten Jahreshälfte mit 4,6 Prozent die Konkurrenz klar hinter sich lassen.

Bausparkasse fasst wieder Tritt

Aufgrund der Niedrigzinsen sank indes das Brutto-Neugeschäft der Bausparkasse in den ersten neun Monaten leicht um drei Prozent auf 10,11 Milliarden Euro. Ein Grund für den Rückgang ist allerdings auch die vorherige Einführung des neuen Bauspartarifs „Wüstenrot & Wohnsparen“. Dadurch stieg das Neugeschäft 2016 übermäßig stark. Der Vorstand erwartet für das vierte Quartal jedoch eine Belebung des Geschäfts. Zudem dreht der Vorstand kontinuierlich an der Kostenschraube: Seit 2007 legte der Konzern drei Effizienzprogramme auf. Mit den Wertbewerbern Schwäbisch Hall und BHW sowie SAP arbeitet er aktuell an einem neuen Kernbankensystem für die Bausparkasse. Die IT-Kosten machen dort bisher rund ein Drittel der Gesamtkosten aus. Mittelfristig will der Konzern dort mit dem neuen System bis zu 30 Prozent der IT-Kosten einsparen. Ein weiterer Kurstreiber sollte ein möglicher Verkauf der Pfandbriefbank sein. Die W&W hat wichtige Geschäftsbereiche bereits auf die Bausparkasse übertragen und prüft nun die Veräußerung.

Unterbewertete Aktie

Trotz der breiten Aufstellung und eines Gewinnwachstums von durchschnittlich
16,8 Prozent über die vergangenen drei Jahre ist die Aktie deutlich unterbewertet.
Das KGV beträgt 8, während die Peergroup auf 11 kommt. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis liegt gar nur bei 0,5, der Durchschnitt jedoch bei 0,8. Die Dividendenrendite von 2,7 Prozent ist im Branchenvergleich zwar gering, die Ausschüttungsquote liegt bei nur 24 Prozent. Die Konkurrenz kommt auf mehr als das Doppelte. Damit bietet die Aktie bei der Dividendenrendite jedoch das meiste
Steigerungspotenzial.

DER AKTIONÄR rät zum Kauf und hat ein Kursziel von 28,00 Euro ausgegeben. Der Stopp wird bei 19,00 Euro gesetzt.

Dieser Artikel erschien bereits in DER AKTIONÄR 49/2017.

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