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Foto: DAX
22.06.2020 ‧ Adam Maliszewski

Wirecard-Rauswurf vorprogrammiert: Die größten DAX-Abstürze der Geschichte

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Wirecard

Den traurigen Rekord mit der stärksten Kursbewegung mit Minusvorzeichen hält die Hypo Real Estate(HRE). Sie hat als Opfer der großen Finanzkrise von 2007/ 2008 durch die Finanzierung amerikanischer Ramsch-Hypotheken und daraus folgenden Verlusten ihren Platz in der obersten Börsenliga verloren. Die Münchner waren insgesamt drei Mal in der Top Ten der Aktien mit dem größten Tagesabsturz vertreten.

Rangliste der höchsten Tagesverluste: Absoluter Rekordhalter ist Wirecard. Mit dem abermals hohen Tagesverlust trug sich die Aktie zum vierten Mal (18. Juni) in die Liste der zehn größten Verlierer ein. Die Aschheimer belegen jetzt die Ränge zwei, sieben, neun und zehn. Absolut gerechnet: Aus rund 25 Milliarden Marktkapitalisierung sind inzwischen 1,9 Milliarden geworden.


Die Top Ten:


1) Hypo Real Estate -73,9% am 29.09.2008 - Grund: Staatliches Rettungspaket infolge Liquiditätsengpässen in der Finanzkrise. Die Bank wurde inzwischen aufgelöst. Die milliardenschweren Risiken hat der Staat übernommen, das operative Geschäft wird größtenteils von der inzwischen wieder an der Börse notierten Deutschen Pfandbriefbank PBB weitergeführt. Inzwischen rutschten die Pfandbriefbank-Papiere auch aus dem Index mittelgroßer Werte MDAX und verlieren damit weiter an Bedeutung.

2) Wirecard -61,8% am 18.06.2020 - Grund: Bilanzierungsprobleme, die zur erneuten Verschiebung der Zahlenvorlage führten und damit zum endgültigen Vertrauensverlust an der Börse. 

Wirecard (WKN: 747206)

3) MLP -48,7% am 02.08.2002 - Grund: Gewinnwarnung. Verdacht auf Bilanzmanipulation, der sich allerdings nie erhärtete. Das Unternehmen gibt es immer noch. Es spielt aber am Aktienmarkt keine große Rolle mehr.

4) VW-Stammaktie -45,3% am 29.10.2008 - Grund: Geplatzte Blase infolge eines rasanten Kursanstiegs die Tage davor, der von fehlgeleiteten Spekulationen auf Kursverluste der Aktie ausgelöst worden war. Die beispiellosen Kurskapriolen der VW-Stammaktie Ende Oktober 2008 führten dazu, dass die Deutsche Börse die Gewichtung einer Aktie im DAX auf maximal zehn Prozent beschränkte. Da der Streubesitz der VW-Stammaktie inzwischen zu gering ist, ist die VW-Vorzugsaktie im DAX gelistet. 

5) Infineon -39,6% am 03.12.2008 - Grund: Schwache Zahlen, schwacher Ausblick sowie stark angeschlagene Situation des Halbleiterherstellers. Die Aktie des Unternehmens war zwischenzeitlich ein sogenannter Pennystock, kostete also weniger als ein Euro. Das Papier flog auch zeitweise aus dem DAX, hat aber die Wende geschafft. Der Kurs lag zuletzt bei rund 20 Euro - damit ist der Konzern an der Börse rund 27 Milliarden Euro wert. 

6) Hypo Real Estate -37,4% am 06.10.2008 - Grund: Weiteres staatliches Rettungspaket, das nur eine Woche nach dem 74-prozentigem Absturz zu einem weiteren drastischen Wertverlust der Aktie führte. 


7) Wirecard -35,3% am 19.06.2020 - Grund: Sorgen über die Finanzlage und Zukunftsfähigkeit des Konzerns - unter anderem weil die Banken wegen der immer noch fehlenden Bilanz für 2019 Kreditlinien kündigen können.

 

8) Hypo Real Estate -35,2% am 15.01.2008 - Grund: Die Hypo Real Estate hatte bereits vor dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008, der dann endgültig zur Finanz- und Weltwirtschaftskrise führte, große Probleme. So schockierte der damalige HRE-Chef Georg Funke bereits Mitte Januar 2008 die Märkte mit einer Abschreibung auf Wertpapiere in den USA. 


9) Wirecard -26,1% am 28.04.2020 - Der erhoffte Befreiungsschlag durch die von dem Unternehmen beauftragte Sonderprüfung der Bilanz blieb nicht nur aus - er wurde zum Boomerang. Analysten kritisierten mit Blick auf den Bericht des Wirtschaftsprüfers KPMG, dass wesentliche Fragen nach wie vor ungeklärt seien. 


10) Wirecard -25,0% am 01.02.2019 - Grund: Bericht der britischen Zeitung Financial Times über fragwürdige Geschäfte eines Ablegers des Unternehmens in Singapur. Die in dem Bericht genannten Vorwürfe hatte Wirecard immer bestritten, waren und sind jetzt aber ein Teil der aktuellen Bilanzierungsprobleme.

Wirecard reiht sich in die Historie der größten Tagesverlierer ein. Dass sich der Wert in absehbarer Zeit nachhaltig erholt, ist angesichts der aktuellen Faktenlage wenig wahrscheinlich.

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