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Wirecard: Prominenter Shortseller ist aus dem Schneider

Wirecard: Prominenter Shortseller ist aus dem Schneider
Foto: Shutterstock
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Nikolas Kessler 11.05.2020 Nikolas Kessler

KPMG-Bericht und Vorstandsumbau beherrschen derzeit die Schlagzeilen zu Wirecard. Darüber hinaus gibt es aber auch Neuigkeiten zu einer Short-Attacke aus dem Jahr 2016: Im Strafverfahren um Manipulation der Wirecard-Aktien will die Justiz einen weiteren Investor gegen eine Geldauflage vom Haken lassen.

Das Amtsgericht München plant mit Zustimmung von Staatsanwaltschaft und Verteidigung, das Verfahren gegen den britischen Leerverkäufer und Börsenbrief-Herausgeber Fraser Perring als minderschweren Fall einzustellen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters und beruft sich dabei auf einen Gerichtssprecher. Voraussetzung sei, dass Perring einen niedrigen fünfstelligen Euro-Betrag an gemeinnützige Einrichtungen zahle. 

Perring und andere Börsianer gerieten ins Visier der Finanzaufsicht BaFin und der Staatsanwaltschaft, nachdem die Wirecard-Aktie am 24. Februar 2016 um ein Viertel eingebrochen war. Denn unmittelbar zuvor hatte die von Perring betriebene Firma Zatarra Research dem Unternehmen in einer im Internet verbreiteten Analyse betrügerische Machenschaften vorgeworfen. Wirecard wies die Vorwürfe zurück.

Dennoch vernichtete der Kurssturz binnen Minuten einen Börsenwert von 1,3 Milliarden Euro. Davon profitierten Investoren, die mit Leerverkäufen auf einen fallenden Aktienkurs gewettet hatten. Im Fall Zatarra fiel es den Ermittlern jedoch schwer, den Tatverdächtigten kriminelle Machenschaften nachzuweisen. 

Leerverkäufe sind legal, lediglich Marktmanipulation ist strafbar. Perring hatte die Vorwürfe gegen ihn zurückgewiesen. Das Verfahren gegen einen Mitverantwortlichen wurde bereits vor zwei Jahren gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt. Nun will die Justiz auch bei Perring auf eine weitergehende Aufklärung verzichten, die für eine Entscheidung über Verurteilung oder Freispruch notwendig wäre.

Seit Jahren ein Fall für die Justiz

Die Staatsanwaltschaft hatte vor zwei Jahren die Ermittlungen gegen Fraser Perring abgeschlossen und beim Amtsgericht München den Erlass eines Strafbefehls wegen Marktmanipulation beantragt. Dieser wurde erlassen und Perring zugestellt. Gegen diesen hatte er Einspruch eingelegt. „Wird dem Angeklagten lediglich ein Vergehen zur Last gelegt und wiegt seine persönliche Schuld gering, kann das Gericht mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft und des Angeklagten das Verfahren unter Auferlegung von Auflagen und Weisungen vorläufig einstellen“ sagt der Berliner Rechtsanwalt Ehssan Khazaeli von der Kanzlei von Rueden.

Der Berliner Rechtsanwalt hatte im Januar 2019 für Anleger gegen Dan McCrum und andere unbekannte Hintermänner Anzeige wegen des Verdachts der Markmanipulation erstattet. Die Ermittlungen in diesem Verfahren dauern weiter an. Perring wurde offenbar angeboten, einen geringen fünfstelligen Betrag zu zahlen. Noch ist unklar, ob sich Perring darauf einlassen wird. „Perring würde damit nicht als vorbestraft gelten und würde sich einen öffentlichen Prozess in München ersparen“, sagte Khazaeli.

Wirecard auch selbst im Visier

Nachdem sich die Ermittlungen im Fall Wirecard lange auf verdächtige Investoren und Journalisten beschränkt hatten, geriet auch das Unternehmen selbst ins Visier der Behörden. Die BaFin prüft, ob Wirecard die Kapitalmärkte ausreichend über die Untersuchung interner Ungereimtheiten informiert hat. 

Die Staatsanwaltschaft München hat nach eigenen Angaben Anzeigen gegen Wirecard erhalten und prüft diese, berichtet Reuters weiter. Parallel dauere das Ermittlungsverfahren gegen einen Journalisten und sechs weitere Beschuldigte außerhalb des Unternehmens wegen des Verdachts der Marktmanipulation an, sagte eine Sprecherin am Montag.

Wirecard (WKN: 747206)

Wirecard hatte vor dem Wochenende einen großangelegten Umbau des Vorstands angekündigt (DER AKTIONÄR berichtete) – und damit für Erleichterung bei den Aktionären gesorgt: Für die Aktie geht es am Montag um rund acht Prozent aufwärts. Klar ist aber auch: Die Aufklärung der diversen Vorwürfe dürfte noch lange dauern – und könnte immer wieder für Turbulenzen sorgen.

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