Die Financial Times (FT) lässt auch kurz vor Weihnachten nicht locker und wirft in einem neuen Artikel Fragen zu einer Übernahme durch Wirecard in Indien aus dem Jahr 2015 auf. Die sind an sich nicht neu, passen laut dem Bericht aber zu den Bilanz-Vorwürfen gegen die Wirecard-Niederlassung in Singapur.
Im Kern geht es um die Frage, warum bei der Übernahme der indischen Unternehmen Hermes i Ticket und GI Technologies im Jahr 2015 ein Großteil des Kaufpreises von 340 Millionen Euro an einen Mittelsmann mit Sitz auf Mauritius geflossen ist – und der eigentliche Verkäufer kurz zuvor nur 37 Millionen Euro erhalten hat.
Dass sich der Wert der übernommen Firmen innerhalb weniger Wochen verachtfacht haben soll und warum diese trotz des hohen Kaufpreises in den folgenden Jahren nur magere Gewinne eingefahren haben soll, weckt laut dem FT-Bericht Zweifel. Und liefere Leerverkäufern einen Grund, gegen die Wirecard-Aktie zu wetten.
Den kompletten FT-Artikel finden sie hier (Paywall).
Anleger reagieren gelassen
Wer sich schon länger mit der Wirecard-Aktie beschäftigt, dem kommen die Namen und Vorwürfe im neusten FT-Artikel bekannt vor. Die fragliche Übernahme in Indien beschäftigt längst ein britisches Gericht (DER AKTIONÄR berichtete). Damit lässt sich auch erklären, warum die erste Reaktion der Aktie vergleichsweise entspannt ausfällt. Im vorbörslichen Handel bei Tradegate verliert die Aktie lediglich ein Prozent – frühere Negativ-Artikel sorgten teilweise für Verluste im zweistelligen Prozentbereich.
Was die Financial Times mit der aktuellen Zusammenfassung weitgehend bekannter Vorwürfe bezwecken will, darf durchaus kritisch hinterfragt werden. Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Aktie seit Jahresbeginn rund ein Fünftel an Wert verloren hat.
Sorgen die Ermittlungen in Singapur und die Bilanz-Sonderprüfung für Entlastung, hat die Wirecard-Aktie das Zeug zu einer dynamischen Erholungsrallye. Eine Wette darauf sollten allerdings nur Mutige eingehen.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.