Die Schlagzeilen um Wirecard reißen am Freitag nicht ab. Im Sekundentakt kommen neue Fakten und Details ans Tageslicht über die Betrugsfälle mit asiatischen Treuhandkonten, die nachweislich nicht existent sind. Vorstand Markus Braun hat seinen Rücktritt eingereicht. Die Aktie hat nach Eröffnungskursen um knapp 40 Euro gen Süden gedreht, kaum 20 Euro werden für den einstigen DAX-Highflyer bewilligt. Besonders Pikant: Im Handel mit Kreditausfallversicherungen auf Wirecard sind die Kosten auf 96 Prozent gestiegen, das bedeutet der Markt wettet am Freitag auf eine Pleite des DAX-Konzerns.
Wetten auf totalen Zusammenbruch: #Shortseller haben ihre #Leerverkaufspositionen bei #Wirecard zuletzt ausgebaut. Beispiel #Coltrane: 8.6. 0,52%, 19.6. 0,84%. #Greenvale 8.6. 0,65%, 18.6. 1,46% 🚀(+0,81 Pkt./+125%). Quelle: Bundesanzeiger. @aktionaer https://t.co/nbo2Aas0NR pic.twitter.com/MQgeHhUvAg
— Leon Müller (@LeonTMueller) June 19, 2020
Im Handel mit sogenannten CDS, Credit Default Swaps, sind Investoren aktiv, die sich gegen einen Zahlungsausfall eines Kreditnehmers absichern möchten. Der CDS schützt sie wie eine Versicherung vor dem Totalverlust des geliehenen Kapitals. Oft kaufen Anleiheinvestoren die Instrumente, um ihre Anlagepositionen auch zeitweise abzusichern. Ein Anleiheinvestor ist typischerweise für den Kredit optimistisch gestimmt, möchte aber temporäre Absicherung. Üblicherweise handeln Investoren CDS im Nennwert von 10 Millionen Euro, am Freitagmittag kostete die Absicherung somit 9,6 Millionen Euro. Lange Zeit schwankten die Preise für Wirecard CDS mit fünfjähriger Laufzeit um etwa 500 Basispunkte, das heißt Investoren rechneten eine Ausfallwahrscheinlichkeit von mageren 5 Prozent ein.
Bereits im Vorfeld der geplanten der Veröffentlichung des Jahresfinanzberichts 2019, die für 18. Juni anberaumt war, zeigten sich deutlich steigende Volumen im Handel mit fünfjährigen CDS bei Wirecard, ein sprunghafter Preisanstieg verdeutlichte schon die Vorwegnahme einer Pleite!
Die Entwicklungen bei Wirecard stellen auch mit Blick auf die Kreditmärkte somit das heftigste Fiasko dar, welches ein DAX-Unternehmen jäh hingelegt hat.
Der Kurshorror bei der Aktie dauert an. Nach rund 62 Prozent Kursverlust am Donnerstag geht es am Freitagmittag um weitere 50 Prozent abwärts. Die Kosten für eine Kreditabsicherung sind im Steigflug. Die Kreditmärkte beurteilen den Zahlungsdienstleister inzwischen als Pleite-Kandidaten.