Im Münchner Wirecard-Prozess zieht das erste Lebenszeichen des seit drei Jahren untergetauchten mutmaßlichen Drahtziehers Jan Marsalek Streit zwischen Verteidigung und Gericht nach sich. Indes scheint nicht nur Marsalek von den Toten auferstanden zu sein, sondern auch die Wirecard-Aktie verzeichnet einen heftigen Ausschlag.
Der Anwalt des früheren Vorstandschefs Markus Braun forderte die Richter am Mittwoch auf, den im Auftrag Marsaleks geschriebenen Brief in die Hauptverhandlung einzuführen. Brauns Verteidiger Alfred Dierlamm sieht in dem von Marsaleks Anwalt aufgesetztem Schreiben ein maßgebliches Indiz für die Unglaubwürdigkeit des Kronzeugen der Staatsanwaltschaft. "Wollen Sie den Brief in der Schublade verschwinden lassen", fragte Dierlamm in Richtung Richterbank.
Über das von Marsaleks Verteidiger aufgesetzte Schreiben hatte zuerst die Wirtschaftswoche berichtet. Dem Vernehmen nach widerspricht der Anwalt darin einerseits den Aussagen des Kronzeugen Oliver Bellenhaus und andererseits der Einschätzung des Insolvenzverwalters, dass ein Großteil der Wirecard-Geschäfte erfunden gewesen sei.
Zwar deckt das Handelssystem der Frankfurter Börse, Xetra, die Wirecard-Aktie nicht mehr ab. Doch an der Hamburger Börse kann noch mit dem Papier gehandelt werden. Dort sprang sie seit Dienstag in Spitze um mehr als 200 Prozent nach oben und markierte damit sogar den höchsten Stand seit April 2022.
Offensichtlich scheinen einige Händler auf eine Wende im Wirecard-Prozess und eine damit einhergehende Entschädigung für Aktionäre zu spekulieren. DER AKTIONÄR rät viel Abstand zu halten.
(mit Material von dpa-AFX)