Bei Wirecard jagte in der vergangenen Woche eine Meldung die nächste (DER AKTIONÄR berichtete). Eine Studie des US-Analysehauses Bernstein wäre da beinahe in Vergessenheit geraten – dabei ist deren Inhalt durchaus brisant.
In besagter Studie hat Analystin Harshita Rawat die Payment-Branche nach potenziellen Übernahmen abgeklopft. Nach Gesprächen mit Branchenexperten und einer Auswertung vergangener Übernahmen hat sie zwei Liste erstellt: Eine mit Unternehmen, die geschluckt werden könnten, und eine mit möglichen Käufern.
Die Namen auf der ersten Liste reichen von kleinen, weniger bekannten Firmen wie Lightspeed, Afterpay und PhonePe bis hin zu Milliardenkonzernen wie Ingenico, Nexi und Worldpay. Aufhorchen lässt, dass Rawat auch den DAX-Konzern Wirecard als mögliches Übernahmeziel in der Branche identifiziert hat.
Zu den attraktivsten Zielen im Sektor zählt die Analystin allerdings eher den niederländischen Wirecard-Rivalen Adyen oder die nordamerikanischen Unternehmen Square, Stripe oder Shopify.
Käufer brauchen tiefe Taschen
Als mögliche Käufer kämen laut Bernstein beispielsweise Fiserv, Fidelity National (FIS), Global Payments, Paypal oder die Alibaba-Tochter Ant Financial in Betracht.
Außer Frage steht dabei, dass ein potenzieller Bieter tiefe Taschen braucht – denn die Bewertungen in der Branche reichen von hoch bis schwindelerregend: Adyen kommt aktuell beispielsweise auf einen Börsenwert von 18,6 Milliarden Euro, was etwa dem 93-fachen Jahresgewinn 2019 entspricht. Wirecard ist trotz der Kursdelle vom Jahresanfang immerhin mit einer Marktkapitalisierung von 18 Milliarden Euro und einem 2019er-KGV von 33 bewertet.
Hinzu kommt, dass potenzielle Bieter in aller Regel auch noch eine saftige Übernahmeprämie oben drauf packen müssen, um die bisherigen Anteilseigner zum Verkauf zu bewegen. Ein Hinderungsgrund ist das allerdings nicht, wie ein Blick in die jüngere Vergangenheit zeigt.
Mit der Übernahme von Worldpay durch FIS sowie von First Data durch Fiserv gab es alleine in diesem Jahr bereits zwei milliardenschwere Mega-Deals sowie zahlreiche weitere Fusionen und Übernahmen in der Payment-Branche. Dabei haben auch Banken und Private-Equity-Unternehmen ein Auge auf den Sektor geworfen.
DER AKTIONÄR ist überzeugt: Das Übernahmefieber hat zu den teils deutlichen Kurssteigerungen vieler Payment-Aktien beigetragen und dürfte auch in Zukunft noch für Kursfantasie in der Branche sorgen. Während die Aktien von Adyen und Square jüngst ausgestoppt wurden, gilt die Kaufempfehlung für die Wirecard-Aktie auch weiterhin.