Wirecard hat die Veröffentlichung des Jahresfinanzberichts 2019 in den letzten Wochen wiederholt verschoben. Aktueller Termin dafür ist der 4. Juni. Doch laut Regularien der Frankfurter Wertpapierbörse ist das zu spät – es droht eine Strafe.
Da die Frist zur Vorlage des Geschäftsberichts am vergangenen Donnerstag (30. April) abgelaufen ist, prüft die Frankfurter Wertpapierbörse nun die Einleitung eines Sanktionsverfahrens, wie ein Sprecher der Börse am Montag sagte. Laut der Nachrichtenagentur Reuters droht dem Zahlungsabwickler ein Ordnungsgeld von bis zu einer Million Euro.
Demnach müsse Wirecard nun die Gründe für die Verzögerung erläutern. Anschließend entscheide der Sanktionsausschuss über die Höhe des Ordnungsgelds – ein Vorgang, der üblicherweise mehrere Wochen dauert.
Seitens der Aufsichtsbehörden hat Wirecard indes nichts zu befürchten: Sie hatten die Fristen für die Veröffentlichung der Jahresabschlüsse wegen der Coronakrise um rund zwei Monate auf den 1. Juli verlängert.
Wirecard ist „Wiederholungstäter“
Als Grund für die wiederholte Verschiebung der Bilanzvorlage hatte Vorstandschef Markus Braun die Coronakrise genannt, durch die sich die Beschaffung von Unterlagen vor allem von Auslandstöchtern verzögert habe. Aufsichtsratschef Thomas Eichelmann hatte als Begründung für die Verschiebung angeführt, die Wirtschaftsprüfer von EY bräuchten mehr Zeit, um die Ergebnisse einer Sonderprüfung durch KPMG zu analysieren.
Denkbar wäre, dass der Börsenbetreiber unter diesen erschwerten Bedingungen ebenfalls ein Auge zudrückt. Und selbst für den Fall, dass Wirecard zahlen muss: Finanziell täte die Strafe von bis zu einer Million Euro wohl nicht wirklich weh.
Schlimmer ist, dass sie ins negative Gesamtbild passen würde, das der DAX-Konzern derzeit abgibt. Zumal es nicht das erste Mal wäre, dass Wirecard wegen Pannen bei der Veröffentlichung von Finanzberichten zahlen muss: Wegen Formfehlern bei der Veröffentlichung der Halbjahresbilanz 2018 hatte die Bafin dem Unternehmen vor rund einem Jahr Bußgelder in Höhe rund 1,5 Millionen Euro aufgebrummt (DER AKTIONÄR berichtete).
Am Dienstagmorgen zeichnet sich im vorbörslichen Handel eine leichte Erholung der Wirecard-Aktie ab. Nach den heftigen Verlusten der vergangenen Handelstage wäre auch eine technische Gegenbewegung nicht ungewöhnlich. Allerdings sollten weiterhin nur risikobewusste Anleger auf ein Comeback der Aktie wetten.