Nach den Turbulenzen rund um den KPMG-Bericht in der Vorwoche beginnen die Analysten, ihre Einschätzung zu Wirecard zu überdenken. Im schwachen Gesamtmarkt sorgt das zu Wochenbeginn für zusätzlichen Druck auf die Aktie.
Besonders drastisch fällt die Reaktion von HSBC aus: Analyst Antonin Baudry hat in einer aktuellen Studie das „Buy“-Rating für die Wirecard-Aktie gestrichen und das Kursziel von 210 Euro auf 105 Euro glatt halbiert. Den 50-prozentigen Bewertungsabschlag begründet er mit der Bilanz-Sonderprüfung: Diese habe neue Fragen aufgeworfen. Es werde dauern, bis die Bedenken zerstreut und neues Vertrauen in den Zahlungsabwickler aufgebaut sei.
Auch die US-Investmentbank Morgan Stanley hat die Wirecard-Aktie am Montag von „Overweight“ auf „Equal-weight“ abgestuft. Da der KPMG-Bericht keine eindeutigen Resultate geliefert habe und die Bilanzvorlage für 2019 erneut verschoben wurde, gebe es aktuell keine Grundlage für verlässliche Prognosen, bemängelt Analyst Adam Wood.
Die Experten von Bankhaus Lampe und Kepler Cheuvreux, die bislang ebenfalls zum Kauf der Wirecard-Aktie geraten hatten, haben die Bewertung ausgesetzt, bis mehr Klarheit herrscht. Ähnlich positionierte sich in der Vorwoche bereits Simon Bentlage von Hauck & Aufhäuser – bis dato einer der größten Wirecard-Bullen mit einem Kursziel von 270 Euro.
Commerzbank sieht 165 Prozent Aufwärtspotenzial
Ungebrochen optimistisch bleibt indes Heike Pauls von der Commerzbank: Sie sieht gute Chancen, dass die auf Anfang Juni verschobenen Prüfungsergebnisse für 2019 von EY sowie der endgültige Bericht von KPMG das Bild aufhellen sollten. Entsprechend hat die Analystin ihre Kaufempfehlung für die Aktie mit einem fairen Wert von 230 Euro bestätigt.
Für die Wirecard-Aktie geht es zu Wochenbeginn allerdings zunächst weiter bergab. Neben den überwiegend kritischen Analystenkommentaren sorgt dabei auch der schwache Gesamtmarkt für ein Minus von bis zu fünf Prozent. Trader, die auf ein Comeback wetten, brauchen daher weiterhin Geduld.
Mit Material von dpa-AFX.