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Wirecard: Geldwäsche-Fahnder prüfen 144 „relevante Vorgänge“

Wirecard: Geldwäsche-Fahnder prüfen 144 „relevante Vorgänge“
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Nikolas Kessler 01.09.2020 Nikolas Kessler

Die Aufarbeitung des Bilanzskandals, der zu spektakulären Insolvenz von Wirecard geführt hat, läuft auf Hochtouren. Während die Sondersitzung des Finanzausschusses im Bundestag am heutigen Dienstag in die zweite Runde geht und ein Untersuchungsausschuss immer wahrscheinlicher wird, haben auch die Geldwäsche-Ermittler des Zolls alle Hände voll zu tun.

Die Anti-Geldwäsche-Einheit des Bundes FIU prüft mittlerweile 144 Vorgänge, die als relevant für die Vorwürfe gegen den Zahlungsdienstleister eingestuft werden. Sie teilten sich in 102 Verdachtsmeldungen und 42 sonstige Informationen auf, teilte ein Zoll-Sprecher am Montag in Bonn mit. Die Mehrzahl der Verdachtsmeldungen sei der FIU erst nach dem 22. Juni 2020 zugeleitet worden. An diesem Tag hatte Wirecard Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt.

„Erkenntnisse unmittelbar weitergeleitet“

Bis zu diesem Termin hätten der FIU im Rahmen ihrer Analyse zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zwei Verdachtsmeldungen in Zusammenhang mit den ersten Vorwürfen gegenüber Wirecard vorgelegen, erläuterte der Zoll-Sprecher. Diese Meldungen seien bereits im Jahr 2019 an das zuständige Landeskriminalamt Bayern abgegeben worden. Zusätzlich sei die Finanzaufsicht BaFin unterrichtet worden. Die FIU habe insoweit ihr vorliegende relevante Erkenntnisse zu Wirecard unmittelbar weitergeleitet und sei damit ihrem gesetzlichen Auftrag vollumfänglich nachgekommen.

Seitdem bewerte die FIU im Rahmen einer vertieften Analyseoperation nochmals alle bislang vorliegenden Informationen zu Wirecard einschließlich der neu bei ihr eingehenden Verdachtsmeldungen im Lichte der aktuellen Erkenntnisse. Dabei habe die FIU den Kriterienkatalog der Untersuchung – über ihren gesetzlichen Kernauftrag hinaus - um Bilanzbetrug, Insiderhandel, Marktmanipulation sowie Betrugs- und Untreuevorwürfe erweitert.

Wirecard (WKN: 747206)

Milliardenschäden für Gläubiger und Aktionäre

Die Münchner Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Wirecard seit 2015 Scheingewinne auswies – und ermittelt wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs. Der Schaden für die kreditgebenden Banken und Investoren könnte sich auf 3,2 Milliarden Euro summieren.

Bevor Wirecard Mitte Juni Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingestehen und kurz darauf Insolvenz anmelden musste, wurde die Aktie noch zu Kursen um 100 Euro gehandelt. Seitdem befindet sie sich jedoch im freien Fall und hat bereits über 99 Prozent an Wert verloren. Selbst auf Pennystock-Niveau angelangt hat die Aktie zu Wochenbeginn weitere 30 Prozent auf rund 0,60 Euro verloren. Für Privatanleger ist hier nichts mehr zu holen.

Mit Material von dpa-AFX.

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