Seit Ende Januar steht Wirecard wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten im Asien-Geschäft unter Beschuss. Zwar sieht sich das Unternehmen durch eine externe Compliance-Untersuchung der Kanzlei Rajah & Tann in wichtigen Punkten entlastet. Der Bericht hat jedoch auch Fehler einzelner Mitarbeiter offenbart. Nun soll die Angelegenheit erste personelle Konsequenzen haben.
Wie Bloomberg unter Berufung auf Unternehmenskreise meldete, hat ein leitender Compliance-Manager in Asien den Zahlungsabwickler verlassen. Royston Ng, der in Singapur ansässige Leiter für die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften in Asien, ist in den letzten Tagen bei Wirecard ausgeschieden, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen. Eine Wirecard-Sprecherin verwies auf die Politik des Unternehmens, sich nicht zu Personalfragen zu äußern. Ng sei für Fragen der Nachrichtenagentur nicht zu erreichen gewesen.
Erst am Dienstag hatte Wirecard eine Zusammenfassung der Ergebnisse einer Compliance-Untersuchung in der Asien-Zentrale in Singapur durch die Kanzlei Rajah & Tann veröffentlicht. Schwerwiegende Vorwürfe, wie Korruption oder die Buchung von Scheinumsätzen („round-tripping“) sowie eine strafrechtliche Verantwortung von Mitarbeitern in der Konzernzentrale in Aschheim bei München hätten sich nicht bestätigt. Das Unternehmen räumte aber ein, dass sich einige Mitarbeiter in Singapur möglicherweise nach lokalem Recht strafbar gemacht haben. Untersuchungen der dortigen Behörden laufen aktuell noch.
Ob dies auch der Grund für den Weggang von Ng ist, ist aktuell offen. Bekannt ist bisher jedoch, dass sein Name auch in dem Zwischenbericht der Kanzlei Rajah & Tann aus dem Mai 2018 auftaucht, auf den die Financial Times einen Großteil ihrer anfänglichen Vorwürfe gegen den Zahlungsabwickler stützte. Ng sei einer der Manager gewesen, an die sich der spätere Whistleblower mit seinen Bedenken zuerst gewandt habe.
Neue Vorwürfe – Aktie wieder unter Druck
Dass bei Wirecard in Singapur Fehler passiert sind, ist inzwischen unstrittig. Entsprechend wären personelle Konsequenzen nach Einschätzung des AKTIONÄR wenig überraschend – gut möglich, dass im Zuge der Aufarbeitung weitere Köpfe rollen. Die ohnehin verworrene Angelegenheit wird dadurch allerdings nicht übersichtlicher, genauso wenig wie durch einen weiteren Negativ-Bericht der FT vom Freitagmorgen.
Die Aktie ist daraufhin am Freitag erneut um fast neun Prozent gefallen und musste somit einen Teil der satten Gewinne vom Dienstag wieder abgeben. Daran konnte weder ein Dementi des FT-Berichts durch eine Unternehmenssprecherin, noch ein Tweet von Vorstandschef Markus Braun etwas ändern. Darin bekräftigte er seinen Glauben an die Stärke des operativen Geschäfts und stellte für die Vorlage der Bilanz (verschoben auf 25. April) „großartige Ergebnisse“ in Aussicht.
There is no doubt in the effectiveness of our operations and we are very much looking forward to share the great results at the end of April. #TechFuture
— Markus Braun (@_MarkusBraun) 29. März 2019